Zum bundesweiten Equal Pay Day für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sich zurückhaltend gezeigt, den Druck auf die Unternehmen zu erhöhen, um mehr Frauen in Führung zu bekommen. "Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, das Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen zu evaluieren und Vorschläge zu machen, wie wir damit umgehen, wenn Unternehmen sich eine Zielgröße Null geben", sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt". Er sei aber auch überzeugt, dass man nicht alles bis ins kleinste Detail regulieren und vorschreiben dürfe.
Altmaier räumte ein, Veränderungen dauerten manchmal länger als gewünscht. Deshalb müsse jetzt gehandelt werden. Für sein Ministerium gebe es daher einen Zeitplan, wie neue Positionen mit Frauen besetzt werden sollen. Es sei die große Aufgabe "unserer Generation", Gleichberechtigung zu erreichen, sagte Altmaier dem Blatt. "Und deswegen sage ich aus vollem Herzen: Ich bin Feminist."
Laut Statistischem Bundesamt hatten Frauen in Deutschland 2018 im Durchschnitt 21 Prozent weniger auf dem Gehaltszettel als Männer. Überwiegend geht der Verdienstunterschied jedoch auf strukturelle Gründe zurück, die wiederum oft familiären Belastungen geschuldet sind: Frauen ergreifen oft schlecht bezahlte Berufe, arbeiten häufig in Teilzeit, haben seltener Führungsposten. Bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit beträgt die Gehaltslücke noch sechs Prozent. Rechnet man die 21 Prozent in Arbeitsstunden um, arbeiteten Frauen in diesem Jahr bis zum 18. März unbezahlt. Auf diesen Stichtag fällt der symbolische Equal Pay Day.
Die Facebook -Geschäftsführerin Sheryl Sandberg sieht unterdessen eine Wurzel des Übels ungleicher Bezahlung von Männern und Frauen in der unterschiedlichen Erziehung von Kindern. "Schon zu kleinen Mädchen wird gesagt, dass sie 'bossy' seien, dass sie herumkommandieren", sagte die Topmanagerin dem "Handelsblatt". Jungen hingegen werde das gleiche Verhalten als positiver Ehrgeiz ausgelegt. "Kleine Jungs sind nicht 'bossy', die sieht man als natürliche Anführer."
Später im Berufsleben setze sich diese Ungleichbehandlung dann fort: "Männer sahnen oft das Lob ab, wenn Frauen gute Ideen haben", sagte Sandberg. Letztlich schmälere die mangelnde Beteiligung und Gleichberechtigung von Frauen in der Arbeitswelt auch das Wirtschaftswachstum.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat zum Equal Pay Day zu einer Kundgebung in Berlin aufgerufen. Die Gewerkschafter wollen am Morgen unter dem Motto "Recht auf mehr" vor dem Brandenburger Tor protestieren. Dort wollen auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesfrauenministerin Franziska Giffey(beide SPD) sprechen.
Der Equal Pay Day entstand laut Veranstaltern in den Achtzigerjahren in den USA. Dort fällt der Tag 2019 auf den 2. April.
spiegel
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