Neuer Nebenjob für Gabriel: Ex-Minister als Aushängeschild

  28 März 2019    Gelesen: 855
  Neuer Nebenjob für Gabriel: Ex-Minister als Aushängeschild

Der frühere Bundesminister und SPD-Chef Gabriel wird anscheinend bald einen weiteren Nebenjob haben: Er soll Berater eines weltweit agierenden Wirtschaftsprüfers werden. In dem Beirat des Großunternehmens sitzen auch andere ehemalige Spitzenpolitiker. Ein pikantes Detail: Zu den Kunden des Wirtschaftsprüfers gehören auch Bundesministerien.

Eigentlich ist der Posten eines Bundestagsabgeordneten ein Full-Time-Job: Es müssen Debatten geschrieben, Wahlkreise besucht, Ausschusssitzungen vorbereitet und kiloweise Akten zu Fachthemen studiert werden. Dem früheren Bundesaußen- und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel scheint dies aber nicht auszulasten. Der ehemalige SPD-Chef ist seit Sommer 2018 beim Holzbrinck-Verlag unter Vertrag, er schreibt Gastbeiträge für das „Handelsblatt“, den „Tagesspiegel“ oder der „ Zeit“. Dafür bekommt er pro Monat zwischen 15.000 und 30.000 Euro.

Wie der „Spiegel“ nun veröffentlichte, wird Gabriel künftig aber noch einen weiteren Nebenjob annehmen: Der 59-Jährige soll in den Beirat des global vertretenen Wirtschaftsprüfungsunternehmens „Deloitte“ berufen werden. Am Mittwoch segnete das Bundeskabinett eine entsprechende Vorlage der Ethikkommission ab, die einen Interessenskonflikt bei den Tätigkeiten früherer Minister prüft. Die Kommission hat keinerlei Bedenken.

Im Beirat von „Deloitte“ ist Gabriel nicht der einzige ehemalige Spitzenpolitiker: Geleitet wird das Gremium vom früheren bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, weitere Mitglieder sind der frühere Bundesinnenminister und SPD-Politiker Otto Schily und der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundentag, Rezzo Schlauch. Ihre Aufgabe laut Webseite des Konzerns: Das Unternehmen „durch innovative Denkansätze bei der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells und der Optimierung des Marktauftritts" zu beraten.

Ob Gabriel für seinen neuen Posten ein Gehalt bekommt, oder ob es lediglich eine Aufwandsentschädigung geben wird, ist noch unbekannt. Der SPD-Politiker hat sich zu seiner neuen Beschäftigung noch nicht öffentlich geäußert. Bekannt ist aber, dass „Deloitte“ über 150 Standorte weltweit betreibt und allein in Deutschland mit seinen hier ansässigen 8000 Mitarbeitern zuletzt einen Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftete.

Ein pikantes Detail: Zu den Kunden von „Deloitte“ zählen nicht nur große Konzerne, sondern auch Bundesministerien. Diese werden von dem Wirtschafsprüfungsunternehmen immer wieder engagiert, um die Behörden genau unter die Lupe zu nehmen. Da einige Ministerien unter SPD-Führung stehen und nun ein ehemaliger SPD-Chef im Beirat sitzt, sehen manche Beobachter nun die Objektivität gefährdet. Doch der Beirat des Konzerns gilt als reines Aushängeschild. Ein Prestigeobjekt, bei dem es eher um die politischen Kontakte der Mitglieder geht. Er tagt nur wenige male im Jahr und eine Einmischung in das Tagesgeschäft gilt als unwahrscheinlich.

​Sigmar Gabriel ist im Übrigen auch als neuer Vorsitzender der einflussreichen Atlantikbrücke im Gespräch. Diese bemüht sich um die transatlantischen Beziehungen zu den USA und fungiert als Sammelhort von wichtigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Aktuell hat der CDU-Politiker Friedrich Merz den Vorsitz des rund 500 Mitglieder starken Vereins. Sollte Gabriel dort bald die Führung übernehmen, dürfte er noch seltener die Zeit finden, Bundestagsdebatten beizuwohnen.

sputniknews


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