Unerwünschte Pressefreiheit: Deutsche Medien kritisieren RT-Gespräch von Justizministerin Barley

  14 April 2019    Gelesen: 718
  Unerwünschte Pressefreiheit: Deutsche Medien kritisieren RT-Gespräch von Justizministerin Barley

Bundesjustizministerin Katarina Barley hat dem deutschen Dienst des russischen TV-Senders RT ein Interview gegeben. RT Deutsch sprach mit ihr über den Europawahlkampf, die Krise der SPD, Mietpreisbremsen und mögliche Enteignungen von Immobilienkonzernen, das Gaspipelineprojekt Nord Stream 2 sowie über den außenpolitischen Umgang mit Russland, heißt es auf der RT-Homepage.

Das Gespräch löste heftige Kritik deutscher Medien aus. „Die Welt“ schrieb am Freitag, RT sei der Sender, „der gerne gesellschaftliche Konflikte in Europa anheizt, der willfährig russische Falschinformationen transportiert und integraler Teil der Moskauer Propagandabemühungen ist, mit denen Wladimir Putin versucht, Europa auseinanderzudividieren.“ Aus Sicht Russlands haben solche Anschuldigungen weder Hand noch Fuß.

Dem Blatt zufolge wird das Spiel „dieses Regimes“ betrieben, wenn man „Vertreter von RT arglos in TV-Shows einlädt oder ihnen harmlose Interviews gibt“. Die Glaubwürdigkeit von Sendern wie RT bei den Zuschauern hänge davon ab, dass sie als ganz normale, legitime journalistische Angebote wahrgenommen würden, vergleichbar mit RTL oder ZDF. „Das sind sie aber nicht. Und das sollte eine deutsche Ministerin eigentlich wissen.“

Dagegen werden deutsche Journalisten an ihrer Arbeit in Russland nicht gehindert, wenngleich Moskau deutschen Medien ebenfalls Propaganda vorwerfen kann. Allein schon der Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius, der die Leser jahrelang mit erfundenen Reportagen traktiert hat, spricht Bände. „Alle Quellen sind trüb. Vieles ist wohl erdacht, erfunden, gelogen. Zitate, Orte, Szenen, vermeintliche Menschen aus Fleisch und Blut. Fake“ hatte das Magazin Relotius‘ Werk in einer Offenbarung kommentiert.

Der Artikel in der „Welt“ wurde mit „Barley lässt sich vor Russlands Propaganda-Karren spannen“ überschrieben. Dabei wurden keine konkreten Beispiele angeführt, wie Barleys Antworten zu Propagandazwecken des Kremls genutzt werden können. Allerdings wird dem Sender vorgeworfen, das Interview mit Barleys Worten über gutes Verhältnis Deutschlands zu Russland zu betiteln.

Die „Rheinische Post“ (RP) wirft der Ministerin mit diesem Intereview einen Fehler im Wahlkampf vor, auch wenn sie Kritik an Russland geäußert hat. „Ein russischer Propagandasender, der in Deutschland und ganz Europa heftig umstritten ist, den die EU wegen ‚prorussischer Desinformation‘ kritisierte, kann über ein Interview mit ‚Ministerin Barley‘ schreiben: ‚Wir pflegen ein enges Verhältnis zu Russland.‘ Besonders heikel ist das, weil Barley immer noch beides ist – Ministerin und Spitzenkandidatin (für die Europawahl - Anm. d. Red.). Als Wahlkämpferin allein müsste sie sich auch fragen lassen, ob es wirklich eine gute Idee ist, einem solchen Sender Rede und Antwort zu stehen“, schrieb die RP.

sputniknews


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