Innenministerium greift in Lügde ein

  20 April 2019    Gelesen: 575
Innenministerium greift in Lügde ein

Die Pannenliste im Missbrauchsfall von Lügde wird immer länger. Das Innenministerium in Düsseldorf schaltet nun endgültig in den Krisenmodus und schickt ranghohe Mitarbeiter.

Beamte des nordrhein-westfälischen Innenministeriums kümmern sich nach der Pannenserie bei der Aufklärung des massenhaften Kindesmissbrauchs in Lügde nun direkt vor Ort um den Fortgang der Ermittlungen. Das "Westfalen-Blatt" berichtete, das Polizeipräsidium Bielefeld sei "unter Dienst- und Fachaufsicht gestellt" worden. Das Innenministerium bestätigte in Düsseldorf auf Anfrage, zwei seiner Mitarbeiter seien im Präsidium, "um sich einen Eindruck der Ermittlungsarbeit und einen Überblick über die Abläufe zu verschaffen".

Nach den Osterfeiertagen sollten weitere Fachleute, darunter die ranghöchste Polizistin des Landes, Dr. Daniela Lesmeister, folgen. "Dabei geht es um die Frage, ob und welche polizeifachliche Unterstützung vonseiten des Innenministeriums und nachgeordneter Behörden, wie beispielsweise das Landeskriminalamt, geleistet werden könnte."

SPD und Grüne hatten Innenminister Herbert Reul vorgeworfen, die Lage nicht im Griff zu haben. Die SPD fordert den Rücktritt des CDU-Politikers. Kurz nach Bekanntwerden des jahrelangen Kindesmissbrauchs, der nach bisherigen Erkenntnissen mindestens 40 Opfer betrifft, hatte Reul einräumen müssen, dass 155 CDs und DVDs aus der Obhut der Polizei verschwunden waren.

Polizisten übersehen Beweismittel

In den Wochen danach waren - unter anderem bei Abrissarbeiten - immer wieder Datenträger gefunden worden, die die örtlichen Polizisten zuvor nicht entdeckt hatten. Zuletzt hatten Arbeiter zwei CDs und zwei Disketten entdeckt. Der Abrissunternehmer hatte außerdem Kisten und Kartons aus einem zuvor von den Ermittlern nicht durchsuchten Geräteschuppen entsorgt. Den Inhalt der Kisten habe er nach eigenen Angaben dabei nicht geprüft. Die Container mit dem Schutt seien anschließend zu einer Müllverbrennungsanlage gefahren worden. Der Schuppen, den der Hauptverdächtige und seine Schwester nutzten, stand etwas abseits des Tatorts und war den Ermittlern offenbar nicht bekannt.

Laut Ministerium hat die Sonderkommission "Eichwald" bislang rund fünf Millionen Megabyte Daten gesichert. Dabei seien bereits 30.000 Fotos und knapp 11.000 Filme mit Kinder- und Jugendpornografie gefunden worden. Auf dem Campingplatz in Lügde soll ein 56-jähriger Dauercamper mit einem Komplizen über Jahre hinweg Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Die beiden Verdächtigen sowie ein 48-Jähriger aus dem niedersächsischen Stade sitzen in Untersuchungshaft.

Quelle: n-tv.de


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