Gemäß der Auslegung des Kulturministeriums der Ukraine läuft am 26. April die Frist ab, die durch das Gesetz für das freiwillige Lossagen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) von ihrem offiziellen Namen bestimmt wurde. Nach diesem Gesetz muss eine religiöse Organisation, deren Hauptsitz sich in einem Land befindet, das vom Parlament als Aggressor anerkannt wurde, in ihrem offiziellen Titel den Namen der religiösen Organisation angeben, zu der sie gehört.
So soll die Ukrainische Orthodoxe Kirche ab 26. April „Russische Orthodoxe Kirche in der Ukraine“ heißen. Damit sind die leitenden kirchlichen Vertreter jedoch nicht einverstanden, da sie stets betont hätten, nie von in Moskau ansässigen Administrativorganen geleitet worden zu sein, sondern dafür ein Administrativzentrum in Kiew haben würden. Es gebe deshalb keine rechtlichen Gründe für die Änderung des Namens, sagte Alexander Bakhov, Leiter der juristischen Abteilung der UOK.
Jedoch drohen der Kirche im Falle der Weigerung schwerwiegende Folgen. Dadurch kann die Ukrainische Orthodoxe Kirche aufhören, unter der offiziellen Jurisdiktion zu stehen, und kann das Recht verlieren, ihre Kirchengebäude für Gottesdienste zu nutzen. Und dies könnte bereits am Ostersonntag passieren. In diesem Sinne schaffe das Gesetz weitere Möglichkeiten und Bedingungen, die Kirchengebäude zu Gunsten der neu gegründeten kirchlichen Organisation – „Kiewer Metropolie der Ukrainischen orthodoxen Kirche (Orthodoxe Kirche der Ukraine)“ zu schaffen, so Metropolit von Boryspil und Brovary Anthonij, Administrator der Ukrainischen Orthodoxen Kirche.
Die „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ wurde im Dezember 2018 auf einem „Vereinigungskonzil“ in Kiew durch die Verschmelzung zweier nichtkanonischer kirchlicher Strukturen gegründet. „Metropolit“ Epiphanius Dumenko hat die Leitung der neuen „autokephalen Kirche“ übernommen. Die kanonische Ukrainisch-Orthodoxe Kirche hielt sich vom „Konzil“ fern. Im Januar erkannte Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel der neuen Kirche die Eigenständigkeit zu. Zudem wurde der Patriarch von Kiew, Filaret Denisenko, eingesetzt.
Seitdem fanden zunehmend immer öfter Verplügelungen und Beleidigungen der Gemeindemitglieder und der Geistlichen sowie andere Fälle schwerwiegender Verletzungen der Rechte orthodoxer Gläubiger in der Ukraine statt. Die UOK meldete bereits die offene Diskriminierung und Verfolgung durch die Behörden und durch Mitglieder nationalistischer Gruppen sowie eine Informationskampagne gegen sie in den Medien.
„Wenn Sie nicht in die normale Kirche übergehen… Das bedeutet dann, dass Sie die Kirche unseres Vaterlandes nicht unterstützen“, riefen beispielweise Aktivisten des rechtsextremen Rechter Sektor, als sie eine ukrainisch-orthodoxe Kirche im Westen des Landes besetzten. Bei den Angriffen wurde der Vorsteher der Kirche verletzt. Lange noch vor dem Maidan und der Schaffung der neuen Kirche wurden in der Ukraine dutzende Angriffe auf die orthodoxe Kirche gemeldet. An vielen dieser Angriffe waren schon damals Mitglieder des Rechten Sektors beteiligt.
Nach der Verabschiedung des Gesetzes, welches die Liquidierung der alten Kirchenbezeichnung vorsieht, wurden bereits Dutzende Angriffe auf Gotteshäuser der Ukrainischen Orthodoxen Kirche registriert. Auch andere Konfessionen zeigen Besorgnis. Yaakov Dov Bleich, der Oberrabbiner von Kiew und der Ukraine, meint, dass das Gesetz grob gegen das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat verstoße, heiß es in einer Pressemittelung der UOK. Nach der Verabschiedung dieses Gesetzes durch das Parlament könne sich keine einzige Konfession der Ukraine vor staatlichen Eingriffen geschützt fühlen, so Dov Bleich.
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