Ein Jahr nach dem Beginn von Protesten gegen die Regierung sagte Belli im Deutschlandfunk, politische Initiativen aus dem Ausland hätten dazu geführt, dass Ortega immer wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sei. Gemeinsam mit dem wachsenden Widerstand der Bevölkerung werde dies schließlich einen Machtwechsel ermöglichen.
Ortega betreibe einen „machistischen Paternalismus“, betonte Belli: „Er versorgt seine Leute und verlangt dafür von ihnen, dass sie die Klappe halten. Das hat nichts mit Demokratie zu tun.“ Gemeinsam mit seiner Frau, die als Vizepräsidentin amtiert, und den Kindern habe er zudem ein Informationsmonopol errichtet. Kulturvertreter spielten eine wichtige Rolle als Teil der Gegenöffentlichkeit. Trotz aller Anfeindungen sei es gelungen, eine „Front des intellektuellen Kampfs gegen die Diktatur“ aufrecht zu erhalten.
60.000 Menschen sind geflohen
Seit April 2018 gehen in Nicaragua immer wieder Menschen auf die Straße, um gegen die Regierung von Präsident Ortega zu protestieren. Seit Februar dieses Jahres gibt es Gespräche mit der Opposition. Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen über 300 Personen getötet worden. Innerhalb der letzten zwölf Monate sind nach Angaben des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 60.000 Menschen aus Nicaragua geflohen – bei rund sechs Millionen Einwohnern. Der Großteil hat Zuflucht im Nachbarland Costa Rica gefunden.
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