Ein Gericht in Tokio hat einem Antrag des inhaftierten Ex-Nissan-Chefs Carlos Ghosn auf Freilassung gegen Kaution stattgegeben. Das Gericht setzte die Kaution für den Automanager auf 500 Millionen Yen (rund vier Millionen Euro) fest. Die Staatsanwaltschaft dürfte Berufung gegen diese Entscheidung einlegen. Dem einst mächtigen Automanager wird in Japan eine Vielzahl von Finanzdelikten zur Last gelegt. Er war am 4. April, nur einen Monat, nachdem er nach rund hundert Tagen aus der U-Haft entlassen worden war, erneut festgenommen worden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 65-Jährigen unter anderem die Veruntreuung von Nissan-Geldern vor. Er soll zudem jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den japanischen Autobauer übertragen haben.
Zuletzt erhob die Staatsanwaltschaft neue Vorwürfe. Demnach soll er eine Tochter von Nissan in den Vereinigten Arabischen Emiraten angewiesen zu haben, zehn Millionen Dollar an einen Vertriebspartner in Oman zu zahlen. Davon sei die Hälfte an ein Konto der zu Ghosn gehörenden libanesischen Investmentfirma Good Faith Investments geflossen, glauben die Ermittler. Ein Teil dieser Gelder soll dann an eine Firma seiner Frau weitergeleitet worden sein. Davon sei unter anderem eine Luxusjacht für Ghosns Familie gekauft worden, lautet der Vorwurf.
Der einstige Vorzeigemanager, der auch jahrelang beim französischen Autobauer Renault an der Spitze stand, bestreitet alle Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verschwörung. In einem kürzlich von seinem japanischen Anwalt veröffentlichten Video beteuerte er nochmals seine Unschuld.
Auch Nissan schadet die sogenannte Ghosn-Affäre. Erst am Vortag musste der japanische Autobauer seine Gewinnprognose für das abgelaufene Geschäftsjahr stark nach unten korrigieren. Nissan verwies zur Begründung unter anderem auf die Folgen der Affäre um den ehemaligen Aufsichtsratschef Ghosn. Das Unternehmen rechnet für das Jahr bis März 2019 nur noch mit einem Gewinn in Höhe von 319 Milliarden Yen, umgerechnet 2,5 Milliarden Euro. Zuvor war Nissan noch von 410 Milliarden Yen ausgegangen.
Quelle: n-tv.de, lou/dpa
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