Solange Kretschmer auf Putin wartet: So locker geht Teamarbeit mit Russland für Thüringen-Chef

  25 Juni 2019    Gelesen: 1003
Solange Kretschmer auf Putin wartet: So locker geht Teamarbeit mit Russland für Thüringen-Chef

Am Montag hat der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, seinen russischen Amtskollegen aus der Republik Tatarstan in Weimar empfangen. Es ging für sie um neue Wirtschaftsprojekte und gemeinsame Erfahrungen bei der Innovationsentwicklung und bei künstlicher Intelligenz.

Während der Ministerpräsident von Sachsen, Michael Kretschmer, seinen Besuch beim Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg in ein Manifest gegen die Russland-Sanktionenumwandelte und für seine harmlose Putin-Einladung nach Dresden massiven Shitstorm kassieren musste, weiß das nachbarschaftliche Thüringen die Zusammenarbeit mit Russland, also diese selektive Art, wie die Experten es alleine für möglich halten, lockerer, aber nicht weniger effektiv umzusetzen. So hat Ministerpräsident Bodo Ramelow (die Linke) am heutigen Montag einen Amtskollegen, den Präsidenten der russischen Republik Tatarstan Rustam Minnichanow, gastfreundlich in Weimar empfangen, und zwar beim extra Gipfel „Tatarstan-Thüringen“.

So feierte Minnichanow das Rekordniveau des bilateralen Handelsumsatzs zwischen Tatarstan und Deutschland in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar 2018, allein der deutsche Import in Tatarstan sei um 20 Prozent gewachsen.

„Es sind hauptsächlich große Unternehmen an diesen Prozessen beteiligt“, sagte der tatarische Präsident. „Unsere Aufgabe ist es, kleine und mittlere Unternehmen so weit wie möglich einzubeziehen. Tatarstan und Thüringen werden am Beispiel von Projekten mit Beteiligung kleiner und mittlerer Unternehmen zeigen, dass unsere Märkte offen sind“, sagte er.

Ramelow schlug seinerseits vor, die Zusammenarbeit in Fragen wie Digitalisierung der Produktion sowie Bildung und Landwirtschaft aktiver auszubauen. Tatarstan sei eine der führenden und reichen Regionen Russlands, so Ramelow. Er sehe, wie sie ihre Chancen nutze, innovative Technologien und elektronische Dienste zu entwickeln. Auch Thüringen könnte viel von Tatarstan lernen, bestätigte Ramelow, indem er Minnichanow zum dritten Mal in Thüringen begrüßen konnte. Ramelow erinnerte sich übrigens auch an seinen Besuch in der Hauptstadt Tatarstans, Kasan. Es habe ihn übrigens beeindruckt, wie gut Vertreter verschiedener Nationen und Religionen auf demselben Territorium zusammenleben würden. Er sei auch vom Kasaner Kreml begeistert gewesen. Dies sei ja ein sehr schöner Ort, an dem sich eine Moschee und eine orthodoxe Kirche in unmittelbarer Nähe befinden würden. Ramelow merkte darauf an, dass man die schwierige politische Situation, die sich heutzutage ja entwickelt habe, nur dann lösen könne, indem man den Dialog mit einer friedlichen Perspektive fortsetze.

Tatarstan will „Startrampe“ für deutsche Firmen werden
In der nahen Zukunft soll in Deutschland eine Vertretung der russischen Teilrepublik eröffnet werden. Führende deutsche Unternehmen wie „Daimler“, „Siemens“, „Linde“, „BASF“, Bosch und das Software-Unternehmen „SAP“ sind in der Republik aktiv. Der russische Lkw-Produzent „Kamaz“ sowie „Daimler“ haben kürzlich einen  Investitionsvertrag für die Entwicklung einer neuen Lkw-Modellreihe unterzeichnet. Ende Mai dieses Jahres wurde in Nabereschnyje Tschelny die gemeinsame Produktion von LkW-Kabinen aufgenommen. Außerdem wurde zuvor laut Minnichanow zwischen der„ Deutschen Bank“ und dem tatarischen Chemieunternehmen „Nizhnekamskneftekhim“ ein Kreditvertrag in Höhe von 800 Millionen Euro unterzeichnet, wobei das Geld in den Bau eines riesigen Olefin-Komplexes fliesst. Die technische Universität Ilmenau kooperiert eng mit dem Deutsch-Russischen Institut für Technologien in Tatarstan. Mit Hilfe der Thüringer Agentur für Wirtschaftsentwicklung sei, so Minnichanow, auch ein Engineering Center „Maschinenbau“ in Tatarstan aufgebaut worden. Zwischen „Kamaz“ und dem Bildungszentrum in Erfurt werden weiter Bildungsprogramme unterstützt und im Kasaner Technopolis „Chimgrad“ gebe es eine Niederlassung des Formenbau-Unternehmens „Schulken Form“. In Tatarstan gebe es alle Möglichkeiten für die Lokalisierung von Unternehmen, so Minnichanow, wie etwa Sonderwirtschaftszonen, Technologie- und Industriestandorte, Industrieparks. Man sei daran interessiert, dass deutsche Unternehmen Tatarstan als Startrampe für den Eintritt in den russischen Markt wählen würden.

In Anwesenheit von Rustam Minnikhanov und Bodo Ramelow sind weitere Kooperationsdokumente zwischen den Thüringer Unternehmen und denen von Tatarstan  unterzeichnet worden. Die dreigliedrige Vereinbarung über die Zusammenarbeit und gemeinsame Aktivitäten ist von JSC Kazan Electromechanical Plant, der Micro-Hybrid Electronics GmbH aus Hermsdorf und dem Unternehmen  Karnet GmBH unterzeichnet worden, aber auch die Zusammenarbeit des IT-Dienstleisters „Ibykus“ AG und der „ JSC Innovative Industrial Park - Technopark im Bereich der Hochtechnologien Technopolis Chimgrad“.

Am Ende des Treffens besuchte der tatarische Präsident die Bauhaus-Universität, wo er sich mit den Fähigkeiten künstlicher Intelligenz im Bauwesen bekannt machte, sowie das Erfurter Bildungszentrum und das Kindermedienzentrum.

sputniknews


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