Vor G20-Gipfel in Japan: Abgesang auf die Globalisierung

  26 Juni 2019    Gelesen: 671
Vor G20-Gipfel in Japan: Abgesang auf die Globalisierung

Die G20, die vom 28. bis 29. Juni in Osaka tagen wird, ist einst ins Leben gerufen worden, um Finanzkrisen wie 2008 besser in den Griff zu bekommen. Die 20 größten Industrienationen sollten zumindest zeitweilig lernen, gemeinsam zu arbeiten oder zumindest sich nicht gegenseitig zu stören, um die Gefahr eines Weltzusammenbruchs zu verhindern.

Seit der Zeit existiert die G20 – doch es kam nicht zu dem erwarteten Wunder. Wir wissen, dass sich am Rande des kommenden G20-Gipfels die BRICS-Anführer treffen werden, die alle zum G20-Klub gehören. Es wird auch einzelne Treffen der Staatschefs Russlands, Chinas und Indiens geben. Bislang ist nicht klar, ob sich Putin und Trump treffen werden. Mit dem ukrainischen Staatschef Wladimir Selenski wird sich in Osaka niemand treffen – weil er nicht eingeladen wurde. Die Ukraine gehört nicht zu den 20 größten Industrienationen der Welt.

Das zu den Treffen am Rande des Gipfels. Und was ist mit dem Gipfel selbst, seiner früheren Idee der gemeinsamen Führung der Weltwirtschaft? Es wird ja eine Schlusserklärung geben. Doch die Schlusserklärungen werden ja immer angenommen. Es besteht das Gefühl, dass diesmal viel Interessantes am Rande des Treffens zu erwarten ist, jedoch nicht auf dem Gipfel selbst. Obwohl die Situation ja schlimmer als 2008 ist. Damals verhielten sich alle ruhig und griffen nicht zu Handelskriegen, päppelten mit Billionen Dollar die Weltwirtschaft auf, und die Sache war erledigt. Jetzt führen die USA nahezu mit allen wichtigen Partnern Handelskriege, womit die Weltwirtschaft in den Abgrund getrieben wird.

Es wird immer klarer, dass die Welt 2008 einen Aufschub bekam, der nun abgelaufen ist – jetzt muss das ganze System geändert werden. Doch wer soll das tun, und wie? Politiker? Großbritanniens Premier, der wohl morgen schon ein anderer sein wird, oder der US-Präsident mit seiner Eigentümlichkeit? Das einzig Gute ist, dass Experten aktiv erklären, dass es keinen anderen Weg mehr gibt.

Sujet Nr.1. Die Zeitung „The Washington Post“ veröffentlichte einen Artikel, in dem es darum geht, dass in dem weltweit bekannten Lehrbuch für Wirtschaftsstudierende fast nichts über Internet und Soziale Netzwerke sowie die Lehren aus der „Großen Rezession“ 2008 steht und China als Wirtschaftsphänomen fast nicht erwähnt wird. Also wird bis heute nach den Realitäten des „Goldenen Zeitalters “ studiert, das in den 1990er Jahren begann und 2008 endete. Es geht wohl auch darum, ein neues Lehrbuch zu konzipieren, nach dem die ganze Welt studieren kann.

Sujet Nr.2. Es gab die Globalisierung, nun gibt es die „Hyperglobalisierung“. Das begann in den 1990er Jahren und führte zum Zerfall der Weltwirtschaft. Es geht hier um einen „Foreign Affairs“-Artikel: In den 1990er Jahren dienten die Wirtschaftssysteme einzelner Länder der globalen Wirtschaft (nicht umgekehrt). Das wurde durch zahlreiche neue Regeln der WTO und anderer grenzübergreifender Strukturen gesichert.

Während sich also Russland der Welt öffnete, stellte sich heraus, dass man eine ganz andere Welt wollte – die Welt vor den 90er Jahren, in denen sich alles stark veränderte.

Im Ergebnis wurde uns erklärt, dass die Globalisierung eine Art Naturkraft (wie Wind oder Regen) sei. Worin die Globalisierung besteht, war bereits unklar, denn sie war überall, darunter erlaubte bzw. verbotene Gespräche in Medien bzw. Sozialen Netzwerken.

So kam es zur Hyperglobalisierung – als sich professionelle, korporative und Finanz-Eliten in der ganzen Welt zusammenschlossen. Doch gleichzeitig spalteten sie sich vom Rest der Bevölkerung in ihren Ländern ab. Dort begann eine Rebellion – ganze Städte und Regionen verloren Arbeitsplätze (Produktionsstätten wurden in Entwicklungsländer verlegt). Da begannen die Menschen, gegen die EU-Mitgliedschaft zu stimmen, merkwürdige Personen als Präsidenten zu wählen, u.a.

Was soll man also tun? In die 1980er Jahre zurückkehren, so der Autor des Artikels. Damals hatten die Staaten das Recht, die Finanzen zu regeln, ihre Produktionsstätten zu schützen… Also alles das zu machen, was China macht (was ihm jetzt vorgeworfen wird).

Sujet Nr.3 Gibt es überhaupt einen Weg zurück? In der Zeitung „New York Times“ wurden zahlreiche Äußerungen von Vertretern der US-Geschäftskreise angeführt. Darunter gab es solche Fakten – nach 1,5 Jahren Handelskrieggegen Peking stellten 40 Prozent der US-Unternehmen ihre Geschäfte in China ein. Doch nur sechs Prozent brachten die Produktion zurück in die USA. Die Schlussfolgerung ist da sehr einfach – die Globalisierung dauert an, die Welt ist einfach in die Phase der „postamerikanischen Wirtschaft“ eingetreten. Sie war amerikanisch, als aus Washington einem bedeutenden Teil der Welt die Handelsregeln diktiert wurden, wie sie jetzt sein wird – das weiß niemand.

Obwohl nicht ausgeschlossen ist, dass gerade die oben erwähnten Treffen am Rande des G20-Gipfels die Ideen auslösen könnten, um die Welt besser aussehen zu lassen. Allerdings ist dabei keine Einigung zu erwarten.

sputniknews


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