Darum braucht Europa Nord Stream 2 – französischer Experte

  06 Juli 2019    Gelesen: 951
  Darum braucht Europa Nord Stream 2 – französischer Experte

Der französische Wirtschaftsexperte Sébastien Cochard hat in einem Interview mit der Zeitung „L’Opinion“ erklärt, warum Europa die Gaspipeline Nord Stream 2 benötigt.

Demnach werden die EU-Länder schon im kommenden Winter mit einer schweren „Gaskrise“ konfrontiert sein, wenn Russland seinen Gastransit über die Ukraine einstellt.

Laut dem Experten ist eine solche Entwicklung der Situation durchaus real, weil sich Moskau und Kiew nicht über einen neuen Vertrag über den Gastransit verständigen können. Der jetzige Vertrag läuft am 1. Januar 2020 ab.

„Da es kein wirtschaftlich vernünftiges Abkommen gibt, das den Transit einer großen Gasmenge zu einem für Russland angemessenen Preis über die Ukraine garantieren würde, gehen wir den direkten Weg in eine Gaskrise in diesem Winter“, schreib Cochard.

In diesem Fall erwarteten Europa Störungen bei Gaslieferungen, was zu einem drastischen Preisanstieg führen könnte. Dabei verwies der Experte darauf, dass verflüssigtes Gas aus den USA wegen seiner hohen Kosten das Problem kaum lösen könne.

Deswegen müsse Europa alle Anstrengungen unternehmen und den Abschluss eines neuen Transitvertrages zwischen Moskau und Kiew fördern.

Zudem bekundete der Experte seine Unterstützung für die neue russische Gaspipeline Nord Stream 2. Die Gasleitung hat seiner Auffassung zufolge unbestrittene Wirtschaftsvorteile und kann als eine alternative und zuverlässigere Route für die Lieferungen von russischem Gas dienen, sollte der Gastransit über die Ukraine eingestellt werden.

Zugleich erinnerte Cochard an Drohungen der USA, die Sanktionen gegen die neue russische Gaspipeline verhängen wollen. Dieses Vorgehen verschlechtere nur die Beziehungen zwischen Washington und Europa, so der Experte.   

Dabei setzt Cochard gewisse Hoffnung auf den neuen ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenski, der nach Meinung des Experten dazu fähig ist, einen Dialog mit Russland anzubahnen und die „Gaskrise“ zu verhindern. 

Dementsprechend rief der Experte die europäischen Länder dazu auf, einen Dialog mit dem ukrainischen Staatschef zu initiieren und ihn zu einem Kompromiss zu bewegen. 

Der geltende Vertrag über den Transit von russischem Gas durch die Ukraine läuft am 31. Dezember 2019 aus. Russland, die Ukraine und die EU-Kommission beraten derzeit über das weitere Vorgehen.

Das Projekt Nord Stream 2 sieht die Verlegung von zwei Strängen von der russischen Küste über den Meeresgrund der Ostsee bis zur Küste Deutschlands parallel zur bereits bestehenden Pipeline Nord Stream vor. Die geplante Durchsatzkapazität beträgt insgesamt 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Die Leitung verläuft im Territorialgewässer von Deutschland, Finnland, Schweden und Russland.

Die USA stehen dem Projekt kritisch gegenüber. Sie üben weiterhin Druck auf die europäischen Länder und insbesondere auf Deutschland aus, um sie zum Verzicht auf den Pipeline-Bau zu bewegen.

Zuvor hatte der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses einen Gesetzentwurf gebilligt, der Sanktionen gegen diejenigen vorsieht, die an der Umsetzung des Projekts Nord Stream 2 beteiligt sind.

sputniknews


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