Die Notenbank habe vergangene Woche wohl erneut am Markt interveniert, um die Landeswährung zu schwächen, erklärten die Experten. Allerdings verpuffte der Effekt rasch: Denn eine neuerliche Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China und die Angst vor einer weltweiten Rezession sorgte zu Wochenbeginn an den Märkten für eine neuerliche Flucht in “sichere Häfen”. Das trieb den Franken am Montag zum Euro auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren: Mit 1,0872 Franken kostete die Gemeinschaftswährung so wenig wie zuletzt im Juni 2017. Die Marke von 1,08 Franken gilt manchen Anlegern als kritische Marke für Interventionen der SNB.
Auf ein Eingreifen der Währungshüter deuten auch die am Montag veröffentlichte Daten zu den Sichtguthaben von Schweizer Finanzinstituten bei der Notenbank hin. Sie stiegen vergangene Woche erneut um 1,6 Milliarden Franken, nachdem sie bereits in der Woche davor um 1,7 Milliarden Franken zugelegt hatten. “Die SNB ist definitiv am Markt aktiv”, sagte Karsten Junius, Chefökonom bei der Privatbank J. Safra Sarasin. Bei ihren Interventionen kauft die Notenbank Fremdwährungen wie Euro oder Dollar und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut. “1,08 war bereits in der Vergangenheit ein Niveau, das die SNB verteidigt hat, daher erwarten wir, dass es mehr Fremdwährungskäufe geben wird, um das zu verteidigen”, sagte Junius.
Eine Zinssenkung der SNB - womöglich noch vor der Europäischen Zentralbank - erwarten Experten nicht. Zwar würde der Franken damit für Anleger im Vergleich zu anderen Währungen weniger attraktiv. Doch der Leitzins in der Schweiz liegt bereits bei rekordtiefen minus 0,75 Prozent - und eine weitere Senkung hätte womöglich negative Folgen für Banken, Pensionskassen und den Immobilienmarkt.
Nach Einschätzung von Commerzbank-Devisenstrategin Antje Praefcke dürften die bevorzuge Option der Währungshüter um SNB-Präsident Thomas Jordan daher sein, am Devisenmarkt einzugreifen. Davon geht auch Thomas Stucki, Investmentchef bei der St. Galler Kantonalbank, aus. Zwar wachse dabei die bereits Hunderte Milliarden Franken schwere Bilanz der Notenbank weiter an. “Unter all den schlechten Optionen mit ihren negativen Nebenwirkungen ist die Ausweitung der Bilanz aber ein kleines Übel”, erklärte Stucki.
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