Wieder Fall von Lücken-Presse? – IWF-Verteidigung Chinas interessiert viele Medien nicht

  16 Auqust 2019    Gelesen: 490
  Wieder Fall von Lücken-Presse? – IWF-Verteidigung Chinas interessiert viele Medien nicht

Als US-Präsident Donald Trump in einer Twitter-Meldung China der Währungsmanipulation bezichtigte, berichteten beinahe alle Medien umfangreich. Nun hat der Internationale Währungsfonds IWF China vor diesen Anschuldigungen in Schutz genommen. Die Reaktion der Medien darauf ist mal wieder bezeichnend.

Am 5. August 2019 charakterisierte US-Präsident Donald Trump die Volksrepublik China in einer Wortmeldung über den Kurznachrichtendienst Twitter offiziell als ein Land, das „Währungsmanipulation“ betreibe. Die wichtigsten Medien in Deutschland und im deutschsprachigen Raum berichteten über diese Anschuldigungen in aller Ausführlichkeit und garnierten sie mit eigenen Einschätzungen, wonach China den Wechselkurs seiner Währung „als Waffe“ benutze.

Schon zu diesem Zeitpunkt gab es nicht nur die Proteste der chinesischen Regierung, sondern auch genügend Fachleute, die müde lächelnd darauf hinwiesen, dass China nichts Geringeres tat, als auf den fortwährenden Handelskrieg der USA gegen China zu reagieren, der sich vor allem anderen in immer neuen Strafzöllen zeigt. Von einer vorsätzlichen und anlasslosen manipulativen Abwertung der chinesischen Währung könne keine Rede sein.

Nun hat der Internationale Währungsfonds IWF auch ganz offiziell dem US-Präsidenten widersprochen. In seinem „Country Report No. 19/266“, den der IWF am 9. August 2019 veröffentlichte, attestierte der Fonds der Volksrepublik, dass deren Währungspolitik im Jahr 2018, insbesondere was die Wechselkurse des Yuan angeht, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung abbildete. Es gebe wenige Anzeichen für Interventionen der chinesischen Zentralbank. Der für China zuständige IWF-Direktor James Daniel, erklärte im Rahmen der Vorlage des Jahresberichtes über China in Washington vor Journalisten, dass der Wechselkurs des Yuan mit den ökonomischen Fundamentaldaten weitgehend übereinstimme und „weder nennenswert über- noch unterbewertet gewesen“ sei.

Nur der ORF bringt eine kleine Online-Meldung zur IWF-Entlastung Chinas

Doch während die Vorwürfe aus Washington gegen Peking breiten Raum in der medialen Berichterstattung einnahmen, schweigen sich vor allem die öffentlich-rechtlichen Medienangebote in Deutschland, der Schweiz und Österreich bislang über diese Entlastung Chinas durch den IWF aus. Lediglich der österreichische ORF vermeldete am 10. August 2019 in seinem Online-Angebot, den deutlichen Widerspruch des IWF zu den Vorwürfen von Donald Trump und seines Finanzministers Steve Mnuchin. Dieser hatte angekündigt, mit Hilfe des IWF gegen die „unfairen Handelspraktiken“ Chinas vorgehen zu wollen. Was insofern interessant ist, als Mnuchins Haus noch im Mai 2019 im Halbjahresbericht auf Seite 1 des „Executive Summary“ ausdrücklich feststellte, "direkte Interventionen der chinesischen Zentralbank waren im vergangenen Jahr begrenzt."

In den Angeboten von ARD-„Tagesschau“ und ZDF-„Heute“ sucht man eine Meldung über die neuesten und von Trumps Beschuldigungen deutlich abweichenden IWF-Positionen zu China vergeblich. Gleiches gilt für die ebenfalls als „Tagesschau“ firmierende Hauptnachrichtensendung des Schweizerischen Öffentlich-Rechtlichen Senders SRF. Dort wurde am 6. August 2019 noch zur besten Sendezeit vor einem Millionenpublikum über die harte Kritik des US-Präsidenten und die angeblichen chinesischen Währungsmanipulationen berichtet. Nun herrscht dort merkwürdige Stille. Das Ärgerliche daran ist, das die meisten Mediennutzer nur das im Kopf behalten, was sie zuerst über eine Geschichte oder ein Thema erfahren. Und wenn ihnen in vollem Umfang erklärt wird, China werde vorgeworfen, ein Währungsmanipulator zu sein, aber eine Entlastung von diesem Vorwurf ausbleibt, dann setzt sich der eigentliche Vorwurf im Kopf fest. Die Frage ist, ob das gewollt oder nur Zufall ist.

sputniknews


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