Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat auf ihrer jüngsten Sitzung auch stärkere Zinssenkungen als bislang geplant ins Auge gefasst. Wie aus dem nun veröffentlichten Protokoll der Juli-Sitzung hervorgeht, stimmten die Währungshüter aber auf dem Treffen darin überein, den Eindruck zu vermeiden, dass sie sich bereits auf einem Weg zu weiteren Zinsschritten nach unten befinden.
Eine Reihe von Teilnehmern deutete den Mitschriften ("Minutes") des Treffens vom 30. und 31. Juli zufolge an, dass sie eine stärkere Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt bevorzugt hätten. Die betreffenden Notenbanker waren laut Protokoll vor allem wegen der aus ihrer Sicht zu niedrigen Inflation besorgt.
Die US-Notenbank hatte nach der Fed-Sitzung von vor drei Wochen zum ersten Mal seit der Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt ihre Leitzinsen wieder abgesenkt. Der für alle Kreditgeschäfte im Dollarraum und darüber hinaus maßgebliche Zinssatz wurde um einen Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent zurückgenommen.
Mit dieser Maßnahme reagierten die Dollar-Wächter auf den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreit mit China, der zunehmend auf die Weltwirtschaft und auch auf die heimische Konjunktur durchschlägt. Für Trump ging die Zinssenkung aber nicht weit genug. Erst zu Beginn dieser Woche forderte er die Fed per Twitter-Botschaft öffentlich dazu auf, eine Zinssenkung um mindestens einen vollen Prozentpunkt vorzunehmen.
Politische Einflussnahme auf die Fed?
Trump erhofft sich von neuen Zinssenkungen offenbar vor allem positive Effekte für die US-Konjunktur und den US-Aktienmarkt, die er mit Blick auf den anstehenden Wahlkampf gut gebrauchen kann. Das Problem: Die Belange der Geldpolitik sind eigentlich strikt getrennt vom Regierungshandeln. Die Unabhängigkeit der US-Notenbank zählt zu den wichtigsten Grundlagen ihrer Autorität und Glaubwürdigkeit am Markt.
Entsprechend kühl reagieren US-Währungshüter auf Einmischungsversuche von außen. "Die Teilnehmer bevorzugten insgesamt eine Vorgehensweise, bei der die Geldpolitik von eingehenden Informationen angeleitet wird", hieß es im Protokoll. Demzufolge wollten die Notenbanker mit ihrer Zinssenkung Ende Juli zugleich auch den Eindruck vermeiden, dass sich die Fed bereits auf einem festgelegten Kurs befinde.
An den Finanzmärkten wird inzwischen allgemein erwartet, dass die Notenbank bei der anstehenden Sitzung im September ihren Leitzins erneut zurückschrauben muss. Bis zum Jahresende werden zur Zeit zwei bis drei Zinssenkungen erwartet.
Powell fliegt nach Jackson Hole
Weiteren Aufschluss über den künftigen Zinspfad erhoffen sich Investoren von der am Donnerstag beginnenden Notenbank-Konferenz der Fed in Jackson Hole in Wyoming. Mit besonderer Spannung wird dabei der Auftritt von Notenbank-Chef Jerome Powell am Freitag erwartet - und seine Einschätzungen zur Lage der US-Konjunktur.
Experten hatten für das US-Wirtschaftswachstum im laufenden dritten Quartal zuletzt nur noch ein Wachstum von weniger als zwei Prozent erwartet. Noch zu Jahresbeginn hatte die Wirtschaftsleistung in den USA um aufs Jahr hochgerechnete 3,1 Prozent zugelegt. Im Frühjahr reichte es dann nach vorläufigen Daten nur noch zu einem Wachstum von 2,1 Prozent.
Entscheidend werde sein, ob Powell bei seiner Rede in Jackson Hole von "etwas" gestiegenen Konjunkturrisiken sprechen werde, erklärte Volkswirtin Ellen Zentner von der Bank Morgan Stanley die Lage. Verzichte er auf dieses Wort, sei das ein Signal für eine größere Zinssenkung im September, meinte sie.
Bislang erwarten Investoren mehrheitlich einen vergleichsweise vorsichtigen Zinsschritt von einem viertel Prozentpunkt auf künftig 1,75 bis 2,0 Prozent. Im Euroraum liegt der Leitzins unterdessen noch immer unverändert bei 0,0 Prozent.
Quelle: n-tv.de
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