Der gefürchtete Siemens-Rivale aus China kommt nach Deutschland

  27 Auqust 2019    Gelesen: 1234
Der gefürchtete Siemens-Rivale aus China kommt nach Deutschland

Chinas Eisenbahnriese CRRC bekommt seinen ersehnten Produktionsstandort in Deutschland. Der Vossloh-Konzern will seine Lokomotivensparte verkaufen. Der Einstieg ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

Die chinesische CRRC-Gruppe, der weltgrößte Hersteller von Schienenfahrzeugen, steht vor der ersten Firmenübernahme in Europa. Die Tür für den von Siemens und Alstom gefürchteten Konkurrenten hält der deutsche Vossloh-Konzern auf, der seine Lokomotivensparte an CRRC verkaufen will. Soeben sei dazu ein Vertrag unterschrieben worden, teilte Vossloh mit.

Vossloh suchte im Rahmen seiner Neuausrichtung seit Ende 2017 einen Käufer für sein Nischengeschäft mit Diesel-Lokomotiven, die mit rund 500 Beschäftigten in Kiel produziert werden. Nach Vossloh-Angaben steht der Einstieg der Chinesen noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die Behörden in Europa und China, besonders mit Blick auf kontrollrechtliche und außenwirtschaftsrechtliche Fragen. Der Vollzug wird in den nächsten Monaten erwartet.

Der Einstieg von CRRC ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Die Chinesen bekommen über ihn einen Zugang zum deutschen und europäischen Eisenbahnmarkt mit seinen komplexen Zulassungsverfahren. Siemens wollte mit Blick auf die drohende Konkurrenz aus China sein Eisenbahngeschäft (Siemens Mobility) mit den Zugaktivitäten des französischen Alstom-Konzerns fusionieren.

Das deutsch-französische Bündnis scheiterte Anfang des Jahres aber an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Sie begründete ihre Absage mit andernfalls zu wenig Konkurrenz in Europa, der Gefahr steigender Preise und zu geringen Zugeständnissen der Konzerne.

Siemens hatte damals explizit vor der drohenden Gefahr eines Markteintritts von CRRC in Europa gewarnt. Die EU-Kommission müsse bei Kartellfragen den Weltmarkt und nicht nur Europa im Blick haben, kritisierte Siemens-Chef Joe Kaeser.

Vossloh bekommt niedrigen einstelligen Millionenbetrag

Vossloh suchte bereits seit längerem nach einem Käufer für seine Diesellokomotiven, die vor allem als Rangierloks eingesetzt werden. Jährlich werden etwa 35 bis 40 Loks produziert. Es ist also eher ein Nischengeschäft. Die Chinesen seien durch ihre Innovations- und Finanzkraft ein optimaler Käufer für die Vossloh-Sparte, erklärte das Unternehmen. Ohne das Geschäftsfeld Locomotives erzielte Vossloh im Geschäftsjahr 2018 mit etwa 3800 Mitarbeitern einen Umsatz von 865 Millionen Euro.

Vossloh kassiert von den Chinesen zwar einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag und ist an weiteren Einnahmen in der Zukunft beteiligt, die sich auf zehn Millionen Euro belaufen sollen. Auf dieser Basis rechnet Vossloh dennoch mit einer zusätzlichen Ergebnisbelastung von etwa 30 bis 35 Millionen Euro, heißt es. Konkret soll die Vossloh-Sparte an die CRRC Zhuzhou Locomotive Co., Ltd. (CRRC ZELC) verkauft werden.

Der börsennotierte Vossloh-Konzern gehört mehrheitlich dem 78-jährigen Unternehmer Heinz Hermann Thiele. Der Milliardär formte auch den weltweit führenden und ebenfalls börsennotierten Eisenbahn- und Lkw-Bremsenkonzern Knorr-Bremse in München. Zu dessen Großkunden gehört wiederum CRRC und der Vossloh-Lokomotivenkäufer CRRC ZELC. Die beteiligten Firmen oder Schlüsselpersonen sind sich also vertraut.

Quelle : welt.de


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