Jüdische Gemeinde kritisiert Bund der Steuerzahler im Streit über den Bau einer neuen Synagoge

  13 September 2019    Gelesen: 556
Jüdische Gemeinde kritisiert Bund der Steuerzahler im Streit über den Bau einer neuen Synagoge

Die jüdische Gemeinde in Magdeburg kritisiert den Bund der Steuerzahler, weil er den Einsatz von staatlichen Geldern zum Bau einer Synagoge infrage stellt.

Unter der Nazi-Herrschaft seien es Steuerzahler gewesen, die die alte Synagoge zerstört hätten, sagte der Vorsitzende der örtlichen Synagogen-Gemeinde, Wadim Laiter, im Deutschlandfunk. Deshalb könnte Steuerzahler heute auch dabei helfen, die neue Synagoge zu bauen. Laiter fügte hinzu, zudem unterstellten Aussagen wie „man müsse das doch mal sagen dürfen“ oder „man muss diese Frage aufwerfen dürfen“, dass man Juden nicht kritisieren dürfe.

Das Vorstandsmitglied beim Bund der Steuerzahler in Sachsen-Anhalt, Ralf Seibicke, weist die Kritik zurück. Es müsse gestattet sein, den Einsatz öffentlicher Mittel auch bei einem Synagogen-Neubau zu hinterfragen. Es gehe hier um eine Grundsatzfrage und diese halte man weiterhin für gerechtfertigt. „Offensichtlich traut sich sonst keiner, diese Grundsatzfrage aufzuwerfen“, betonte er. „Unserer Meinung nach sollte jede Religionsgemeinschaft selber für den Neubau einer Kirche verantwortlich sein.“

Vorwurf: Steuerzahlerbund nährt antisemitische Vorurteile

Bundesverbands-Sprecherin Hildegard Filz ergänzte, man sei keinesfalls judenfeindlich. Die frühere Magdeburger Superintendentin Waltraut Zachhuber indes wirft dem Steuerzahlerbund vor, antisemitische Vorurteile zu nähren und die „ohnehin durch Judenhass und Rassismus geprägte gesellschaftliche Atmosphäre“ weiter zu vergiften.

Ähnlich hatte sich SPD-Landtagsfraktionschefin Katja Pähle geäußert. Wie man sich in einer Situation, in der sich Berichte über antisemitische Vorfälle in Deutschland häuften, ausgerechnet dieses Vorhaben herauspicken könne, sei ihr ein Rätsel. Der religionspolitische Sprecher der Linken im Landtag, Wulf Gallert, meinte, manchmal wäre ein Blick in die Geschichtsbücher auch für den Bund der Steuerzahler hilfreich.

Sachsen-Anhalt ist bis heute das einzige Bundesland, in dem es seit der Shoa keinen Synagogen-Neubau gab. Für das neue Gebäude sind 2,8 Millionen Euro Fördermittel vom Land eingeplant.


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