“Wir haben einen sehr reibungslosen und stabilen Geldmarkt, was schön zu sehen ist”, sagte der Franzose am Mittwoch in Frankfurt. Die EZB hat einen eigenen kurzfristigen Referenz-Zins namens ESTR (Euro Short-Term Rate) entwickelt, der weniger anfällig für Manipulationen sein soll. Er soll den bisherigen Referenzzins Eonia für Tagesgeld im Interbankengeschäft ablösen. ESTR ist derzeit in der Testphase und soll am 1. Oktober regulär starten.
Laut Coeure hat der neue Referenzsatz seine Nagelprobe bereits bestanden. Er zeigte sich erleichtert, dass die jüngste Zinssenkung der EZB in ESTR komplett abgebildet worden sei. ESTR soll wiedergeben, wie viel eine Bank bezahlen muss, wenn sie bis zum nächsten Geschäftstag Geld aufnimmt, ohne Sicherheiten zu stellen. Dieses Geld kann sie beispielsweise von anderen Banken, Geldmarktfonds oder auch von Zentralbanken erhalten. ESTR berücksichtigt somit mehr Komponenten als der Referenzzins Eonia, der ausschließlich auf Transaktionen unter Banken beruht.
Banken in Europa und den USA hatten Milliardenstrafen zahlen müssen, weil Händler Referenzzinsen wie den Libor oder den Euribor jahrelang zu ihrem Vorteil manipuliert hatten. Von ihnen hängen weltweit direkt oder indirekt Geschäfte im Volumen von mehreren Hundert Billionen Dollar ab. Mit den Reformen will die EU Absprachen unter Banken und Manipulationen erschweren.
Anders als in Europa hakte es in den USA jüngst am Geldmarkt. So sah sich die US-Notenbank (Fed) veranlasst, dort erstmals seit der Finanzkrise zu intervenieren, um Liquiditätsengpässe zu lindern. Die Fed pumpte in mehreren Wellen Milliardensummen in das Finanzsystem. Weitere solche sogenannten Repo-Geschäfte sollen in den nächsten Wochen folgen.
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