Mit Blick auf den Wahlsieg seiner Partei sagte Wladimir Selenski, er habe die Möglichkeit gehabt, von Trump zu lernen: „Wir haben ziemlich viel von Ihren Fähigkeiten und Ihrem Wissen eingesetzt und es als Vorbild bei unseren Wahlen benutzt (…)“, so Selenski laut dem veröffentlichten Protokoll.
Er und sein Team arbeiteten sehr fleißig, um den Sumpf in der Ukraine trockenzulegen, versicherte der ukrainische Präsident. „Wir haben viele neue Menschen dazu geholt. Nicht die alten Politiker, nicht die typischen Politiker, weil wir ein neues Format und eine neue Art der Regierung haben wollen.“
Und weiter: „Sie sind ein großer Lehrer für uns in dieser Sache.“
Trump bedankte sich für das Lob und betonte, die USA seien „sehr, sehr gut” gegenüber der Ukraine. Der ukrainische Kollege pflichtete ihm enthusiastisch bei: „Ja, Sie haben absolut Recht. Nicht zu 100, sondern zu 1000 Prozent.”
Daraufhin beschwerte sich der ukrainische Präsident über Bundeskanzlerin Angela Merkel und seinen französischen Amtskollegen, Emmanuel Macron: Sie würden die Sanktionen gegen Russland nicht aktiv genug durchsetzen. „Es stellt sich heraus, dass obwohl die EU unser größter Partner sein soll, sind die USA faktisch ein viel größerer Partner als die EU, und ich bin Ihnen dafür sehr dankbar, weil die USA sehr viel für die Ukraine tun.“
Selenski nutzte die Gunst der Stunde, um zu erwähnen, dass er bei seiner jüngsten Reise in die Vereinigten Staaten in Trump Tower in der Nähe des Central Park übernachtet habe, was dem US-Präsidenten wohl schmeicheln sollte.
Der ukrainische Staatschef bedankte sich während des Gesprächs wiederholt bei Trump für dessen „Unterstützung“. Selenski äußerte den Wunsch, Trump so bald wie möglich persönlich zu treffen. Er lud den US-Staatschef in die Ukraine ein und bot ihm sogar sein Flugzeug an: „Es könnte eine sehr gute Idee für Sie sein, in die Ukraine zu reisen. Wir könnten entweder mein Flugzeug nehmen und in die Ukraine fliegen, oder Ihr Flugzeug nehmen, das wahrscheinlich viel besser ist als meines.“
Telefongespräch bringt Trump in Bedrängnis
Nach dem tagelangen Druck seitens der US-Demokraten und der Medien hat das Weiße Haus am Mittwoch die Abschrift des Telefongesprächs zwischen Trump und Selenski vom 25. Juli veröffentlicht. Die Demokraten hatten zuvor Ermittlungen angekündigt, an deren Ende ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump stehen könnte.
Dabei geht es um Trumps angeblichen Versuch, seinen Rivalen Joe Biden zu Fall zu bringen. Dem Text zufolge bat der US-Präsident seinen Amtskollegen in Kiew, Nachforschungen darüber anzustellen, ob der frühere Vizepräsident die Einstellung der Ermittlungen gegen eine ukrainische Firma erwirkt hat, an der sein Sohn beteiligt war.
Trump sagte laut dem Text, dass Biden darüber „geprahlt“ habe, die Rechtsverfolgung gestoppt zu haben. Biden soll tatsächlich den ukrainischen Ex-Präsidenten Petro Poroschenko dazu gebracht haben, den damaligen ukrainischen Generalstaatsanwalt Viktor Schokin zu feuern. In dem Telefonat nennt Trump Schokin einen „sehr guten Staatsanwalt“.
Selenski versicherte, dass der neue Staatsanwalt oder die neue Staatsanwältin sich mit diesem Fall beschäftigen werde.
Joe Biden ist nach jetzigem Stand der aussichtsreichste Präsidentschaftsbewerber der Demokraten für die Wahl 2020. Die Demokraten sehen in der Ukraine-Affäre einen möglichen Fall von Amtsmissbrauch und versuchter Beeinflussung der nächsten Präsidentschaftswahl.
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