Zukunft von Gas und China-Transporte über „Kraft Sibiriens“ auf Führungsebene in Moskau offengelegt

  03 Oktober 2019    Gelesen: 1127
  Zukunft von Gas und China-Transporte über „Kraft Sibiriens“ auf Führungsebene in Moskau offengelegt

Die Herausforderungen des Klimawandels haben Gas als Energiequelle in den Vordergrund gerückt. Im Rahmen des Internationalen Forums „Russische Energiewoche“ haben diverse Spitzenpolitiker und Experten am Mittwoch die Prioritäten der Gasindustrie sowie die globale Energiebilanz diskutiert.

Russlands Energieminister Alexander Nowak war dabei auf dem Geschäftsprogramm als einer der Experten zu hören. Aus seiner Sicht ist Erdgas heute die aussichtsreichste Energiequelle der Welt.

Der Anteil Russlands an der weltweiten Gasproduktion soll laut Nowak weiter zunehmen und bis 2035 zwischen 26 und 27 Prozent erreichen. In den vergangenen zehn Jahren ist die russische Gasproduktion schon um rund 100 Milliarden Kubikmeter gestiegen. 2018 war für den russischen Gasriesen „Gazprom“ mit allein in Europa abgesetzten 200 Milliarden Kubikmetern schon ein Rekordjahr. Nowak teilte zudem mit, dass die russischen Gaslieferungen in die EU 2019 um ein paar Milliarden sinken sollen, künftig aber prinzipiell auf ähnlichem Niveau bleiben würden. 

„Gas-Knüppel“ aus Übersee nicht erwünscht

Russland habe Wettbewerbsvorteile wie eine hoch entwickelte Infrastruktur, während die Kosten zu den niedrigsten der Welt zählen würden, fuhr Nowak fort. Der Energieminister wies demnach darauf hin, dass Russland für einen fairen und freien Wettbewerb mit anderen Ländern, darunter auch mit dem US-Flüssiggas, bereit sei, sollte es keinen „Gas-Knüppel“ aus Übersee, also Sanktionen wie etwa gegen die an der Nord Stream 2 oder anderen Pipelines beteiligten Firmen geben. 

Auf der Plenartagung waren unter anderem führende Funktionäre und Personen zu sehen wie etwa der iranische Ölminister, Bijan Namdar Zanganeh, der Energieminister der Republik Trinidad und Tobago, Franklin Abrahim Khan, die Exekutivsekretärin der Wirtschafts- und Sozialkommission der Uno für Asien und den Pazifik, Armida Alisjahbana, der Präsident des Gazprom-Verwaltungsrates, Wiktor Subkow, der Präsident des Verwaltungsrates des Energieunternehmens des russischen Energiekonzerns Nowatek, Leonid Michelson, und der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Nord Stream 2 AG, Gerhard Schröder. 

So beantwortete der Ölminister des Iran, Bijan Namdar Zanganeh, eine Frage des US-Nachrichtensenders PBS NewsHour zu den Auswirkungen der US-Sanktionen auf die Entwicklung der Gasindustrie im Iran wie folgt: „Es ist schlimm, dass die USA Öl und Gas als wirtschaftliche Waffe einsetzen. Unter diesen Umständen ist es für uns natürlich schwieriger geworden, im Ölsektor zu arbeiten, und wir arbeiten hart daran, aus dieser schwierigen Situation herauszukommen. Der Minister ist sich sicher: Die US-Sanktionen würden sich nicht nur auf die Entwicklung der Branche abschreckend auswirken, sondern sich gegen das gesamte iranische Volk richten. 

China ein perspektiver Verbrauchermarkt

Des Weiteren wurde diskutiert, ob China künftig schneller auf die Kohle verzichten würde. Bereits heute ist das russische Nachbarland im Osten einer der größten Gasverbrauchermärkte der Welt, laut Wiktor Subkow könnte es künftig genauso wie die EU etwa 750 bis 780 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr verbrauchen. „Im Rahmen des Pipeline-Projekts ‚Kraft Sibiriens’ werden am 1. Dezember die ersten Milliarden Kubikmeter Gas nach China geliefert werden“, kündigte Wiktor Subkow an.

Die Referenten haben sich weiter darauf geeinigt, dass Erdgas aufgrund seiner hohen Umweltverträglichkeit zu niedrigen Kosten langfristig zu den beliebtesten Energiequellen zählen könnte. Laut der Expertengemeinschaft wird der Übergang von Kohle zu Gas die Treibhausgasemissionen im Stromerzeugungssektor um 80 Prozent gegenüber dem derzeitigen Niveau senken und den Dekarbonisierungsprozess erheblich anheizen. Durch den Gebrauch als Wasserstoffquelle sowie als Kraftstoff im Verkehr könnte Gas langfristig zu einem globalen Marktführer im Energiehaushalt werden. 

Auch der russische Präsident, Wladimir Putin, kam bei der Plenarsitzung vorbei. Er dementierte die Spekulationen rund um den angeblichen Druck durch China bei den Gasverhandlungen und tat sie als „Quatsch“ ab. Russland sei nicht in einer schwächeren Position zu China gewesen. Der 30-jährige Liefervertrag mit China war noch Ende 2014 unterzeichnet worden und soll China 38 Millionen Kubikmeter pro Jahr sichern. 2014 startete man eben mit dem Bau der Gaspipeline „Kraft Sibiriens“, die bereits seit Ende August erprobt wird. Zum Vergleich: Über Nord Stream sowie ihre Abzweigung Opal lieferte Gazprom bis zu Polens Klage etwa 32 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr nach Deutschland. 

Russisches Flüssiggas im Aufschwung

Putin wies zudem darauf hin, dass Russland angesichts der weltweit wachsenden Flüssiggas-Nachfrage seine Produktionsbasis in der Arktis ausbaue. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts soll sich die Nachfrage nach Flüssiggas (LNG) laut Putin verdoppelt haben. Mit dem Projekt „Jamal-LNG“, an dem der russische private Energiekonzern Nowatek, der französische Riese Total sowie die chinesische China National Petroleum Corporation beteiligt sind, sei Russlands LNG-Anteil am globalen Markt auf neun Prozent gestiegen. Arktis LNG-2, ein weiteres russisch-französisch-chinesisches Projekt, soll künftig weitere 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bringen. Selbst das litauische „Independence“-Terminal von Klaipėda, das offenbar als ein vom russischen Gas unabhängiges Projekt gedacht war, erhält seit kurzem Lieferungen von russischem Flüssiggas.

sputniknews


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