Wie Stephan Kohler, Geschäftsführer des deutsch-russischen Unternehmens EnergyEfficiencyInvest-Eurasia, gegenüber Sputnik sagte, habe Gerhard Schröder bei der Veranstaltung von „Rosseti“ (Stromnetzbetreiber in Russland) auf der russischen Energiewoche darüber gesprochen, dass man möglichst schnell daran arbeiten solle, die Sanktionen aufzuheben. Früher hatte das weltgrößte Öl- und Gasunternehmen Royal Dutch Shell laut seinem Chef in Russland, Cederic Cremers, den US-Kongress aufgefordert, die Sanktionen gegen das russische Gaspipelineprojekt Nord Stream 2 nicht zu genehmigen. Laut Cremers wird die Entscheidung des Kongresses alle am Projekt beteiligten Unternehmen betreffen, einschließlich Shell.
„In diesem Jahr gibt es im Rahmen des Normandie-Formats neue Gespräche, wo man auch versucht, den Ukraine-Konflikt zu lösen. Ich denke, es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, die Aufhebung der Sanktionen zu realisieren. Und es ist auf jeden Fall nicht der richtige Zeitpunkt, neue Sanktionen gegen Unternehmen zu erlassen, die an Nord Stream 2 beteiligt sind“, betonte Kohler im Sputnik-Gespräch am Rande des Energieforums.
Die Situation, dass Dänemark die Genehmigung für Nord Stream 2 nicht erteilt, und die Viktor Subkow, Vorsitzender des Gazprom-Verwaltungsrates, in seiner Rede auf der Russischen Energiewoche als rein geopolitisch bezeichnete, weil sie mit dem Wunsch der Vereinigten Staaten zusammenhänge, russisches Gas durch LNG zu ersetzen, bezeichnete Stephan Kohler wie folgt:
„Es ist eine schwierige Sichtweise, insbesondere aus deutscher Sicht, dass praktisch in drei Wochen die Pipeline vollkommen fertig sein wird bis auf das Gebiet in Dänemark. Es ist erforderlich, dass möglichst schnell die Genehmigung von Dänemark kommt, aber da spielen die Ukraine, die USA und Polen eine große Rolle und Dänemark wird unter Druck gesetzt, so dass es die Genehmigung verzögert, um das Projekt unwirtschaftlich zu machen.“
Derzeit sei Nord Stream 2 zu 83 Prozent fertig, wie Gazprom laut Medien mitteilte, und die ersten Gaslieferungen werden Ende des Jahres erwartet. Wenn keine Genehmigung von Dänemark kommen werde, werde es zu einer Zeitverzögerung kommen und das werde Schwierigkeiten mit sich bringen, weil der Vertrag über den Transit des russischen Erdgases durch die Ukraine nach Europa zum Jahresende auslaufe. „Dann haben wir die Situation, dass wir Nord Stream 2 nicht hätten und wir hätten keine gültigen Transitverträge mit der Ukraine“, merkte der ehemalige DENA-Chef an.
Ende 2019 läuft der derzeitige Vertrag zwischen Gazprom und Naftogas aus. Kiew besteht darauf, einen neuen Vertrag für die Dauer von 15 Jahren abzuschließen. Moskau schlägt Kiew vor, ein Abkommen über Direktlieferungen zu schließen: Dadurch können die Endverbrauchertarife um 25 Prozent gesenkt werden.
„Ich hoffe auf jeden Fall, dass ein neuer Vertrag abgeschlossen wird, weil es eine Zusage gegenüber Kiew gibt, dass auch nach der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 der Gastransport durch die Ukraine erfolgt. Aber natürlich ist die Preisfrage wichtig, weil alle Transitkosten die Endkunden tragen müssen“, fügte Kohler hinzu.
Wie der Vorsitzende des Aktionärsausschusses der Nord Stream 2 AG, Gerhard Schröder, in seinem Vortrag auf der „Russischen Energiewoche“ betont hat, müssen Russland, Deutschland und die EU ihre Kooperation im Energiebereich intensivieren. Bisher habe sie hauptsächlich auf Erdöl und Erdgas beruht, aber man müsse sie modernisieren und auch den Stromsektor ausweiten. Er hat das Thema Digitalisierung angesprochen und insbesondere hervorgehoben, dass man eine Zusammenarbeit im Elektrizitätssektor vorantreiben solle. Dabei sei „Rosseti“ ein wichtiger Partner. Der russische Stromnetzbetreiber verhandle zurzeit mit deutschen Unternehmen über die Schaffung eines Tankstellennetzes für Elektrofahrzeuge, teilte Schröder mit.
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