Afrikas Beste kommen

  21 Oktober 2019    Gelesen: 878
Afrikas Beste kommen

Gegen Migranten gibt es viele Vorbehalte. Die Uno hat rund 3000 illegal Eingewanderte aus afrikanischen Ländern zu ihrer Biografie und ihren Plänen befragt - und erstaunliche Antworten erhalten.

Wer sind "die" Migranten aus afrikanischen Ländern, die illegal in die Europäische Union kommen? Geredet wird über sie mitunter, als seien sie eine homogene Gruppe - und auf sie wird geschimpft, um politisch zu punkten.

Dabei sind es vor allem: Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, um ein sicheres, besseres Leben in einem fremden Land zu beginnen. Weg von Perspektivlosigkeit, Armut, fehlender staatlicher Fürsorge.

Ihnen hat das Uno-Entwicklungsprogramm (UNDP) eine aufwändige Befragung gewidmet, deren Ergebnis nun unter dem Titel "Scaling Fences" (Zäune erklimmen) erschienen ist und die dem SPIEGEL vorliegt.

Befragt wurden rund 3000 Erwachsene aus 43 afrikanischen Ländern. Nicht enthalten sind in der Auswertung jene, die Krieg oder politische Verfolgung als Grund angegeben hatten. Übrig blieben also: Menschen aus Afrika, die ein besseres Leben in Europa suchten, aber wegen europäischer Einwanderungsregeln nicht durften. Die Interviewer trafen sie in Zeltstädten im spanischen Lepe, wo sie in Gewächshäusern schuften. Aber auch: in ihren Mietwohnungen mit Partnern und Kindern in Madrid, Rom oder Frankfurt.

Die Auswertung der Fragebögen zeigt: Manche angebliche Gewissheiten über Einwanderer aus afrikanischen Ländern hierzulande stimmen. Andere nicht - sowohl was ihren sozialen Hintergrund, als auch was ihren Entschluss zur Auswanderung angeht.

Woher kommen die Einwanderer?

Fast drei Viertel (71 Prozent) der befragten Einwanderer kommen aus dem vergleichsweise wohlhabenden und friedlichen Westafrika, allen voran aus Nigeria und dem Senegal. Zudem sind die Einwanderer besser gebildet als der Bevölkerungsdurchschnitt in ihren Heimatländern: 58 Prozent gingen in ihrer Heimat einer regelmäßigen Arbeit nach oder waren in einer Schulausbildung, ehe sie aufbrachen. Und ihr Verdienst war höher als im Landesdurchschnitt:

Sie verdienten deutlich mehr - und zwar um 60 Prozent mehr - als ihre Mitbürger im Herkunftsland, waren also vergleichsweise gut situiert. Trotzdem sagen selbst die Hälfte derer, die über ein festes Einkommen verfügten: Zum Leben hat das nicht gereicht.

Der weitaus größte Teil der Migranten war bei der Abreise zwischen 20 und 29 Jahre alt, ein Viertel verheiratet oder fest liiert. Etwa ein Drittel der Männer, und sogar mehr als die Hälfte der Frauen (58 Prozent) hatte bereits eines oder mehrere Kinder.

Aus all dem leiten die Forscher einen - auch an anderer Stelle gut dokumentierten - Schluss ab: Migration ist ein Schritt, der erst durch eine ökonomische oder gesellschaftliche Verbesserung möglich wird. Steigt der Wohlstand, kommen die Menschen erst auf die Idee und erhalten die Möglichkeit, sich auf die Reise zu machen.

spiegel


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