Der Leidensweg der chinesischen Todesopfer

  25 Oktober 2019    Gelesen: 425
Der Leidensweg der chinesischen Todesopfer

39 Menschen liegen tot in einem Kühlcontainer, wahrscheinlich stammen sie aus China. Aber wie kamen sie bis nach Großbritannien und wie starben sie? Die Ermittler gewinnen immer mehr Erkenntnisse.

Die britischen Ermittler können drei Tage nach dem Fund von 39 Toten in einem Kühllaster weitere Etappen des Weges der Opfer nachvollziehen. Die 8 Frauen und 31 Männer waren demnach bereits in dem Anhänger, als er im belgischen Seebrügge ankam. Das berichten mehrere britische Zeitungen unter Berufung auf örtliche Polizeibeamte.

Demnach gaben die belgischen Behörden an, dass die Menschen mindestens 10 Stunden bei minus 25 Grad in dem Anhänger eingesperrt waren. Der Sattelauflieger war bereits am Dienstag in Seebrügge angekommen und hatte von dort Stunden später nach England übergesetzt. Der Geschäftsführer des Hafens von Zeebrugge, Joachim Coens, sagte, dass niemand in den Anhänger gelangen konnte, nachdem er um 14.49 Uhr dort angekommen war. "Ein Kühlcontainer in der Hafenzone ist vollständig versiegelt", sagte er gegenüber belgischen Medien. Später würden sowohl das das Siegel als auch das Kennzeichen geprüft. "Der Fahrer wird von Kameras kontrolliert."

Es wird angenommen, dass die Migranten erfroren oder erstickt sind, während sie in dem schallgedämmten Container eingeschlossen waren. Die Leichen wurden inzwischen nach Chelmsford gebracht, wo sie obduziert werden. Die rechtsmedizinische Untersuchung könnte mehrere Tage in Anspruch nehmen, heißt es aus Ermittlerkreisen. Es soll nicht nur in jedem Fall die Todesursache festgestellt werden, auch die Identität der Opfer müsse in einem komplizierten Verfahren geklärt werden.

"Wir werden weiterhin mit anderen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, um genau festzustellen, wie diese 39 Menschen auf diese Weise vorzeitig ihr Leben verloren haben", heißt es in einer Erklärung der Polizei. "Dieser Prozess wird komplex und langwierig sein und für alle Beteiligten eine unglaubliche Herausforderung darstellen, aber wir werden nicht aufhören, bis wir Antworten für die Lieben derjenigen erhalten, die leider gestorben sind."

Bekannter Menschenhändler-Modus

GPS-Daten belegen nach Angaben der "Daily Mail" zudem, dass der Anhänger mehrmals an den Flüchtlings-Hotspots Dünkirchen und Calais gestoppt wurde, bevor er zum Fährhafen kam. Dies ist nach Ansicht der Ermittler ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Menschen darin Opfer von Menschenhändlern geworden sind. Der "Daily Telegraph" berichtet, dass die meisten illegalen chinesischen Migranten aus der Provinz Fujian im Südosten Chinas kommen. Für ihre Schleusung zahlen sie umgerechnet mindestens 10.000 Euro, oft aber auch erheblich mehr. Es gebe feste Reiserouten über Russland und Osteuropa mit verschiedenen Häusern der Schmuggler, von wo aus die Migranten in mehreren Etappen bis nach Großbritannien gebracht würden. Dort enden sie häufig als Sexarbeiter oder als illegale Arbeitskräfte.

Der Fahrer des Lasters bleibt in Untersuchungshaft. Dem 25-jährigen Iren wird Mord vorgeworfen. Unklar ist aber, ob der Lastwagen-Fahrer überhaupt wusste, dass Menschen im Anhänger waren. Der selbständige Spediteur hatte den Anhänger im Hafen von Purfleet übernommen und kurz darauf in einem nahegelegenen Industriegebiet die Leichen darin entdeckt. Britischen Medienberichten zufolge wurde er ohnmächtig, als er die Toten fand. Der "Daily Telegraph" zitierte Sicherheitskreise, wonach man sich auf eine kriminelle Bande mit Sitz in South Armagh konzentriert. Die Polizei vor Ort bestätigte lediglich die Durchsuchung von drei Immobilien in der Grafschaft Armagh.

Quelle: n-tv.de


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