Für eine Resolution, die den Massenmord an Armeniern als Völkermord einstuft, stimmten am Dienstag 405 Abgeordnete der Kongresskammer, elf waren dagegen.
„Es ist nie zu spät, den Genozid anzuerkennen. Jetzt ist es aber besonders zeitgerecht“, sagte der Mitverfasser der Resolution, der demokratische US-Abgeordnete Adam Schiff.
Im Jahre 1915 waren Schätzungen zufolge bis zu 1,5 Millionen Armenier durch Massaker und Deportationen im damaligen Osmanischen Reich ums Leben gekommen.
Lob aus Jerewan, Tadel aus Ankara
Die armenische Regierung begrüßte die Entscheidung des Repräsentantenhauses. Premierminister Nikol Paschinjan sprach von einer „historischen Abstimmung“ und einem „kühnen Schritt hin zur Wahrheit“.
Der türkische Außenminister, Mevlüt Çavuşoğlu, nannte die Resolution eine „Schande“ und warnte vor Konsequenzen für die türkisch-amerikanischen Beziehungen. Nach seiner Einschätzung versucht man in den USA damit, für die jüngste türkische Militäroperation in Syrien „Rache zu nehmen“.
Die Türkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches erkennt zwar den Tod von Hunderttausenden Armeniern an, weist jedoch den Begriff Völkermord zurück und fordert eine neue historische Aufklärung. Armenien bemüht sich um eine internationale Anerkennung des Massakers als Völkermord. Bislang haben 23 Nationen sowie das Europaparlament den Genozid anerkannt. Bis heute belastet der Streit die Beziehungen zwischen Jerewan und Ankara.
Mit einer offiziellen Erklärung zur Unterstützung von Völkermord-Opfern vor dem Internationalen Gerichtshof hatten die USA eigentlich schon 1951 den Genozid an Armeniern anerkannt. Dennoch war Ronald Reagan der letzte amerikanische Präsident, der 1981 diesen Begriff noch benutzte. Obwohl 49 der 50 US-Bundesstaaten das Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft haben, bleibt auf Bundesebene eine Anerkennung noch immer aus.
sp/ae
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