Bei den anhaltenden Protesten in Hongkong ist es wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen. Dutzende Menschen wurden festgenommen. Die Polizei setzte Tränengas, Gummigeschosse, Pfefferspray und einen Wasserwerfer ein. Radikale Aktivisten warfen Brandbomben, bauten Straßensperren und attackierten Geschäfte mit vermuteten Beziehungen zu China. Zu den Protesten aufgerufen hatte auch der Demokratieaktivist Joshua Wong.
Erstmals nahmen sich die Demonstranten auch das Gebäude der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua als Ziel vor und schlugen die Scheiben im Eingangsbereich ein. Es war das 22. Wochenende in Folge, an dem in der chinesischen Sonderverwaltungsregion demonstriert wurde. Die Proteste richten sich gegen die Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung.
Nachdem die Polizei eine ursprünglich im Victoria Park geplante Demonstration im Vorfeld nicht genehmigt hatte, versammelten sich dort Kandidaten für die Bezirksratswahl spontan zu Wahlkampfauftritten, die nicht eigens genehmigt werden müssen, solange die Gruppen jeweils klein bleiben. Trotzdem löste die Polizei die Versammlungen schon früh mit Tränengas auf.
Wong von Kommunalwahlen ausgeschlossen
Die folgenden Zusammenstöße in den Straßen in der Nachbarschaft bereiteten auch zwei genehmigten Demonstrationen im Chater Garden und Edinburgh Place ein schnelles Ende. Die Ausschreitungen dauerten bis in den Abend. Der U-Bahnhof Hongkong Central wurde geschlossen und nicht mehr angefahren, nachdem Demonstranten nach Angaben der Verkehrsbetriebe an einem Eingang Feuer gelegt hatten, wie die "South China Morning Post" berichtete.
Zu den Demonstrationen hatte unter anderem der bekannte Hongkonger Demokratieaktivist Wong aufgerufen, der vor wenigen Tagen von den bevorstehenden Kommunalwahlen in der chinesischen Sonderverwaltungszone ausgeschlossen worden war. Aufgrund des härteren Eingreifens der Polizei werde es in Hongkong immer schwieriger, das Recht auf Versammlungsfreiheit auszuüben, schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Doch wir geben unsere verfassungsmäßigen Rechte nicht auf."
Die kommunistische Führung in Peking hatte angekündigt, eine härtere Gangart in Hongkong einzuschlagen. Sie wolle "keine Aktivitäten" tolerieren, die das Land spalten oder die nationale Sicherheit gefährden würden. Peking plane zudem, "das nationale Bewusstsein und den Patriotismus" in Hongkong "durch Bildung in chinesischer Geschichte und Kultur" zu stärken.
Die Demonstranten fordern freie Wahlen, eine unabhängige Untersuchung von Polizeibrutalität, sowie Straffreiheit für die bereits weit mehr als 2000 Festgenommenen. Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik genießen die sieben Millionen Hongkonger Meinungs- und Versammlungsfreiheit, fürchten aber zunehmend um ihre Freiheitsrechte.
Quelle: n-tv.de
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