Russland ist nach dem Urteil der Welt-Antidopingagentur (Wada) bis 2023 gesperrt. Als Nation darf Russland unter anderem nicht an den Olympischen Spielen in Tokio 2020 und Peking 2022 sowie an der Fußball-Weltmeisterschaft im selben Jahr in Katar teilnehmen. In den internationalen Medien wird das Urteil der Wada unterschiedlich beurteilt, von "milde" bis zur "härtesten Sanktion der Sportgeschichte." Die Pressestimmen im Überblick:
RUSSLAND
Sport-Express: "Die Entscheidung der Wada war vorhersehbar. Die Hoffnung, dem zu entgehen oder zumindest eine 'reduzierte' Strafe zu bekommen, galt schon von vornhinein als verrückt. Ebenso unwahrscheinlich war es, alle Russen mit einem totalen Bann von allen Sportveranstaltungen fernzuhalten. Die Wada hat nun eine Zwischenoption gewählt: Es ist eine ziemlich harte, aber zumindest eine, an die sich die Welt bereits gewöhnt hat. Was wird also jetzt passieren? In erster Linie wird unser Sport sehr harte Zeiten erleben und wird mit einer neuen Welle an heftigen Sanktionen konfrontiert."
Rossijskaja Gaseta: "Das ist sehr beleidigend und noch mehr: Es ist eine lächerliche Entscheidung. Nicht nur die russischen Sportler dürfen als solche nicht zu Wettbewerben anreisen. Auch Staatsbeamte aus Russland dürfen an großen internationalen Wettkämpfen nicht teilnehmen. Das ist doch klarer Unsinn!"
Kommersant: "Den heimischen Sport hat die größte Katastrophe seiner Geschichte eingeholt. (...) Die Empfehlungen und das endgültige Urteil ist wohl der schmerzhafteste Schlag, den der russische Sport jemals bekommen hat."
ENGLAND:
The Times: "Wladimir Putin will auf Biegen und Brechen, dass Russland als Sieger aus all seinen Unternehmungen hervorgeht. Wenn nötig werden für das, was der Präsident als nationales Interesse ansieht, Regeln verletzt und gebeugt."
SPANIEN:
La Vanguardia: "Exemplarische Strafe für den russischen Sport"
El País: "Wer weiß, welches von beidem derzeit mehr verletzt ist: der nationale Sportpatriotismus der russischen Großmacht oder deren Stolz auf Kriminelle, die durch ihre eigene Ungeschicklichkeit zu Fall gekommen sind."
El Mundo: "Die härteste Sanktion der Sportgeschichte."
POLEN:
Gazeta Wyborcza: "Es scheint, dass das Spiel etwas gleicher geworden ist, zumindest im Sport. Doch erneut ist die Bestrafung nicht angemessen im Verhältnis zum Vergehen. Russland sollte ohne Ausnahmen aus der Welt des Sports herausgeworfen werden."
NIEDERLANDE:
Volkskrant: "Die von der Wada gezogenen Schlussfolgerungen zeigen, dass Russland nichts aus der Bestrafung gelernt hat, mit der das Land für die Manipulation von Proben bei den Olympischen Spielen in Sotschi belegt wurde. (...) Unter Präsident Putin wurden die russischen Athleten instrumentalisiert: Sie sind Kämpfer für ihr Vaterland und müssen, wie damals bereits in der DDR praktiziert, mit leistungssteigernden Mitteln gefördert werden."
SCHWEIZ:
Neue Zürcher Zeitung: "So weit, so schlecht. Doch was auf den ersten Blick wie ein entschiedenes Durchgreifen der Sportwelt gegen eines ihrer renitenten Mitglieder klingt, ist bei genauerem Hinsehen nicht viel mehr als ein Papiertiger. (...) Die russischen Athleten werden in Tokio um Olympiamedaillen kämpfen. Die russischen Fußballer werden an der Euro im kommenden Sommer teilnehmen. Die russische Stadt Sankt Petersburg wird Schauplatz von drei Vorrundenspielen und einem Viertelfinale sein. Die Wada hat den Russen genügend Hintertüren offengelassen, um die Sanktion zu umgehen und das Gesicht zu wahren."
Blick: "Ein mutloser Entscheid. (...) Noch sind zu viele Fragen offen. Zum Beispiel, welche Bedingungen Athleten erfüllen müssen, um als sauber zu gelten, wenn sie bei Olympia oder Weltmeisterschaften antreten wollen."
Tages-Anzeiger: "Gratulation den Russen! Die Strafe der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) gegen Russland klingt hart. Gemessen am immensen Betrug, ist sie milde. Was passiert, wenn eine Nation systematisch über Jahre ihre Athleten dopt - und dieser Betrug zweifelsfrei belegt ist? Sie wird ein bisschen dafür bestraft."
spiegel
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