Angesichts der verhaltenen Konjunkturdynamik und Risiken durch die handelspolitischen Spannungen hielt die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag an ihrem Kurs fest: Sie setzt weiterhin auf einen rekordtiefen Leitzins von minus 0,75 Prozent und will bei Bedarf am Devisenmarkt eingreifen, um einen Höhenflug des Franken zu verhindern, der die exportorientierte Wirtschaft des Landes bedrohen würde.
Der Franken sei weiterhin hoch bewertet, und die Lage am Devisenmarkt bleibe fragil, erklärte die Notenbank anlässlich ihrer vierteljährlichen Zinssitzung in Bern. “Negativzins und Interventionsbereitschaft wirken der Attraktivität von Anlagen in Franken entgegen und verringern dadurch den Aufwertungsdruck. Die Nationalbank stabilisiert so die Preisentwicklung und unterstützt die Wirtschaftsaktivität.”
Die Risiken für die Weltwirtschaft sieht die SNB “eher nach unten gerichtet”. Das Wachstum in der Schweiz veranschlagen die Währungshüter im laufenden Jahr auf rund ein Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann zwischen 1,5 und zwei Prozent zulegen.
Auch aus der neuen Inflationsprognose ergibt sich kein Handlungsbedarf: Die Teuerung dürfte über den gesamten Prognosezeitraum bis Mitte 2022 hinweg deutlich unter der von der Notenbank festgesetzten Obergrenze von zwei Prozent bleiben. Die SNB kappte ihre Prognosen sogar erneut leicht. 2021 erwartet sie eine Inflation von 0,5 Prozent nachdem im September noch 0,6 Prozent geschätzt wurden. Dieses Jahr dürften die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent anziehen und 2020 lediglich um 0,1 Prozent.
EZB IM BLICK
Bevor die Notenbank die Zinsen anheben kann, muss Experten zufolge die Europäische Zentralbank (EZB) einen solchen Schritt vorexerzieren. Denn die SNB ist darauf bedacht, die Zinsen tiefer zu halten als in der Euro-Zone, um den bei Investoren als “sicheren Hafen” gefragten Franken weniger attraktiv zu machen.
Der Strafzins, den Banken für Sichteinlagen bei der Zentralbank ab einem gewissen Freibetrag zahlen müssen, bleibt im Einklang mit dem SNB-Leitzins ebenfalls bei 0,75 Prozent. Der seit fast fünf Jahren bestehende Negativzinskurs der SNB wird in der Schweiz immer stärker kritisiert - weil er insbesondere Versicherungen und Pensionskassen zu schaffen macht und zu einer Überhitzung am Immobilienmarkt führen könnte. Bei Banken schmälern Negativzinsen die Zinsmarge, und Institute wie etwa UBS, Credit Suisse oder Julius Bär reichen die Kosten inzwischen zum Teil an Kunden weiter.
Von Reuters im Vorfeld befragte Volkswirte hatten eine unveränderte Geldpolitik der SNB prognostiziert.
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