Innerhalb weniger Tage wurde die Gondelbahn aus Tirol also weltweit zum Symbol für die Wirkungslosigkeit der Sanktionen. Die Bahn steht seit Kurzem im Skigebiet Masikryong. Dabei handelt es sich um ein Prestigeprojekt von Diktator Kim Jong-un. Es ist das bislang einzig erschlossene Skigebiet in Nordkorea. Dem kommunistischen Regime war es wichtig, dass die Anlage nach internationalen Standards errichtet wird.
„Ein patriotisches Werk“
Bei den Bauarbeiten half das Militär mit. Kim Jong-un nannte das Projekt ein „gigantisches patriotisches Werk“. Nordkoreanische Medien berichteten ausführlich, wie sich der Führer über den Baufortschritt erkundigte. Er fuhr auch einmal mit einem Sessellift auf den Gipfel (siehe Foto). In der Hoffnung auf Devisen soll das Resort unter anderem ausländischen Touristen offen stehen. Dazu gibt es ein Hotel mit Wellnessbereich. Aber auch Nordkoreaner können dort Ski fahren.
Vor einigen Jahren erhielt die Vorarlberger Firma Doppelmayr den Auftrag für den Bau einer Seilbahn in Nordkorea. Doch Doppelmayr lehnte ab. Ende Jänner war die Überraschung groß, als die Internet-Plattform nknews.org von einer neuen Seilbahn im nordkoreanischen Skigebiet berichtete. Als Beweis erschien ein Foto, das die Talstation und mehrere Gondeln zeigte. Im Hintergrund war die Hotelanlage von Masikryong zu sehen. Die Internet-Plattform berichtete auch, dass die Seilbahn aus Österreich stammt. Doch wie konnte das trotz Sanktionen passieren? Doppelmayr betont, keine Seilbahn nach Nordkorea geliefert zu haben.
Tatsächlich handelt es sich bei der Anlage um die frühere Pardatschgratbahn in Ischgl. Hersteller des Bahnsystems war einst Doppelmayr. Doch die Bahn wurde 2014 stillgelegt. Was vielen nicht bekannt ist: Es gibt international einen Markt für gebrauchte Seilbahnen. Das Vorarlberger Unternehmen Pro-Alpin hat die Seilbahn in Ischgl „käuflich erworben und diese demontiert, verpackt und an eine chinesische Firma verkauft“, wie eine Sprecherin von Pro-Alpin zur „Presse“ sagte.
Die chinesische Firma habe „die Anlage in Ischgl am Lagerplatz abgeholt beziehungsweise abtransportiert. In 90 Prozent aller Fälle endet ein Projekt mit ausländischen Kunden an diesem Punkt, sprich nach der Abholung durch den Kunden“, so die Sprecherin.
China als Problemfall
Für chinesische Händler sind die Sanktionen gegen Nordkorea ein gutes Geschäft. Zwar dürfen laut UNO-Vorschriften auch keine Luxusgüter nach Nordkorea geliefert werden. Doch jedes Land kann selbst definieren, was darunter zu verstehen ist. Sehr streng sind etwa die Schweizer. In der EU-Embargo-Verordnung für Nordkorea von 2007 werden unter anderem „Sportartikel und -ausrüstung für Ski-, Golf-, Tauch- und Wassersport“ genannt. An Seilbahnen hat die EU damals nicht gedacht. Somit wäre ein Seilbahngeschäft legal gewesen, auch wenn es direkt zwischen Nordkorea und Österreich abgewickelt worden wäre.
Das eigentliche Problem ist China. Das kommunistische Regime in Peking hat bis heute keine Liste von Luxusgütern, die nicht nach Nordkorea geliefert werden dürfen, veröffentlicht. Das ist die Geschäftsgrundlage für viele chinesische Händler. Laut „New York Times“ zeigen Daten vom chinesischen Zoll, dass Nordkorea von 2012 bis 2014 Luxusgüter im Volumen von 2,09 Milliarden US-Dollar importiert hat.
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