Der ehemalige Reichspräsident Paul von Hindenburg wird von der Ehrenbürgerliste Berlins gestrichen. Das hat das Abgeordnetenhaus mit der Mehrheit von Rot-Rot-Grün bei seiner Plenarsitzung beschlossen. Die drei Regierungsfraktionen hatten den Antrag eingebracht, Hindenburg die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen.
Regina Kittler von der Linken erinnerte daran, dass Hindenburg Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler berufen habe. Er habe dazu beigetragen, die Demokratie in Deutschland zu zerstören und der Diktatur den Weg zu ebnen. "Die Zeit, in der wir leben, erfordert wieder ein Aufstehen für Demokratie", sagte Kittler. "Das schließt die konsequente Verurteilung von Tätern ein. Und Hindenburg war Täter."
Robbin Juhnke von der CDU lehnte diese "ahistorische Sichtweise" auf Hindenburg ab. Hindenburg sei zweimal in freier Wahl zum Reichspräsidenten gewählt worden, beim zweiten Mal mit Unterstützung der SPD. Er sei zwar eine historisch umstrittene Figur, es sei aber falsch, ihm die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Hindenburg war am 20. April 1933 Ehrenbürger Berlins geworden, am gleichen Tag wie Adolf Hitler. Dem Nazi-Diktator wurde die Ehrenbürgerschaft im Dezember 1948 aberkannt.
Hindenburg wurde 1847 in Posen geboren und startete im Alter von elf Jahren seine Militärkarriere in einer Kadettenanstalt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges fügte er als Armeechef den Russen in der "Schlacht bei Tannenberg" eine verheerende Niederlage zu. Als Chef der Obersten Heeresleitung untergrub er zusammen mit Erich Ludendorff ab 1916 schleichend die Autorität des Kaisers. Die These von einem "Dolchstoß" in den Rücken des "im Felde unbesiegten" Heeres machte Hindenburg ein Jahr nach Kriegsende vor einem Untersuchungsausschuss publik. 1925 wurde er erstmals zum Reichspräsidenten gewählt. Spätestens nach seinem Tod im August 1934 wurde Hindenburg von den Nationalsozialisten zur Ikone stilisiert.
n-tv
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