Winston Churchill ist eines der großen Vorbilder des britischen Premierministers Boris Johnson. Von Churchill ist überliefert, dass er nach ersten militärischen Erfolgen der Briten im Zweiten Weltkrieg in realistischer Einschätzung der Gesamtsituation sagte: „Das ist nicht das Ende. Das ist nicht einmal der Anfang vom Ende. Das ist vielleicht das Ende des Anfangs.“
So viel Staatsmännisches ist von Boris Johnson einstweilen nicht zu erwarten. Zweifellos ist es ein Erfolg, „seinen“ Brexit-Vertrag nun endlich auf den parlamentarischen Weg gebracht zu haben. Andererseits wäre alles andere einem politischen Erdbeben nur eine Woche nach seinem klaren Wahlsieg gleichgekommen.
Im Januar wird das Unterhaus in dritter und entscheidender Lesung über das Abkommen beraten. Wenn dann noch das Oberhaus zustimmt – und wer wollte daran zweifeln? –, kann Großbritannien am 31. Januar die Europäische Union verlassen.
Es mag auf der Insel Menschen geben, die glauben, dann seien sie am Ziel ihrer Wünsche. Johnson ist viel zu klug, dies zu glauben. Denn die eigentliche Arbeit beginnt erst danach. Dann muss nämlich mit der EU über die zukünftigen Beziehungen zwischen Insel und Festland verhandelt werden. Und das wird, unabhängig vom Zeitdruck, nicht leicht.
Deshalb wird uns alle das Thema Brexit noch längere Zeit beschäftigen, wie überdrüssig auf allen Seiten die Menschen dieses Themas auch sein mögen. Und irgendwann wird man dann in Anlehnung an Winston Churchill sagen können, nun sei alles zu einem guten Ende gebracht worden. Johnson darf man zutrauen, dass er diesen Moment mit dem Churchillschen Victory-Zeichen zelebrieren wird.
faz.net
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