Sanders dreht in New Hampshire Spieß um

  12 Februar 2020    Gelesen: 564
  Sanders dreht in New Hampshire Spieß um

Die zweite Vorwahl der Demokraten, der zweite Sieger: In New Hampshire liegt Senator Sanders vor Iowa-Sieger Buttigieg. Aber wieder ist das Ergebnis ein knappen. Sanders ist das egal, er nimmt sich schon einmal US-Präsident Trump zur Brust.

Nach der zweiten Vorwahl im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten hat der linke Senator Bernie Sanders den Sieg für sich beansprucht. "Dieser Sieg ist der Anfang vom Ende für Donald Trump", sagte Sanders vor Anhängern im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire. Es gehe darum Trump – "den gefährlichsten Präsidenten der jüngeren Geschichte" - bei der Wahl im November zu besiegen, sagte Sanders. Er werde sich für eine bessere Gesundheitsversorgung, höheren Steuern für Reiche, strengere Waffengesetze und den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen, versprach der 78-Jährige.

Nach Auszählung von rund 80 Prozent der Stimmen kam Sanders US-Medien zufolge auf rund 26 Prozent der Stimmen. Sehr dicht hinter ihm folgte aber der gemäßigte frühere Bürgermeister Pete Buttigieg mit gut 24 Prozent. Der 38-Jährige war in der vergangenen Woche bei der ersten Vorwahl in Iowa nach dem bisherigem Stand der Auszählung überraschend knapp vor Sanders auf Platz eins gelandet.

Biden-Nimbus schon gebrochen?

Auf Rang vier und fünf folgten die linke Senatorin Elizabeth Warren mit gut 9 Prozent der Stimmen und der gemäßigte frühere Vizepräsident Joe Biden mit gut 8 Prozent. Eine sichtlich enttäuschte Warren (70) erklärte vor Unterstützern, sowohl Sanders als auch Buttigieg seien "großartige Menschen und jeder von ihnen wäre ein wesentlich besserer Präsident als Donald Trump." Sie bleibe aber weiter im Rennen.

Biden hatte in landesweiten Umfragen lange in Führung gelegen, es aber in Iowa nur auf den enttäuschenden Platz vier geschafft. Biden hatte daraufhin bereits gewarnt, dass er auch in New Hampshire schlecht abschneiden könnte. Das extrem schwache Ergebnis dürfte seine Kampagne jedoch beschädigen: Sein Nimbus als aussichtsreichster Bewerber scheint gebrochen. Auch die nötigen Parteispenden dürften nun schwieriger einzuwerben sein. Biden gab sich indes kämpferisch. Bislang hätten erst zwei Bundesstaaten abgestimmt, sagte er. "Der Kampf, um Donald Trumps Präsidentschaft zu beenden, hat gerade erst begonnen", sagte er vor Unterstützern in South Carolina. In dem Staat wird am 29. Februar abgestimmt.

Noch neun Bewerber im Rennen

Der linke Senator Sanders aus Vermont beschreibt sich selbst als "demokratischen Sozialisten" und ist vor allem bei jungen Wählern beliebt. Er will unter anderem das Gesundheitssystem drastisch umbauen. Er wirft Buttigieg mangelnde Erfahrung vor. Der frühere Bürgermeister der Stadt South Bend wiederum hält Sanders vor, dass dessen zahlreichen Wahlversprechen nicht finanzierbar seien. Buttigieg stellt sich als Kandidat der Mitte dar, der auch von Trump enttäuschte Republikaner für sich gewinnen will.

Die Kandidaten Andrew Yang und Michael Bennet gaben nach enttäuschenden Ergebnissen im unteren einstelligen Prozentbereich das Ende ihrer Wahlkampagnen bekannt. Damit bemühen sich immer noch neun Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Partei. Ursprünglich waren es mal rund 30 Bewerber gewesen. Bei den Republikanern wiederum gelten die Vorwahlen nur als Formsache: Präsident Donald Trump hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz.

Bei den Vorwahlen in New Hampshire werden nur 24 Delegiertenstimmen vergeben, die beim entscheidenden Nominierungsparteitag im Sommer zum Tragen kommen. Um sich die Präsidentschaftskandidatur der Partei zu sichern, muss ein Bewerber fast 2000 Stimmen gewinnen. Die Bedeutung der Abstimmung liegt daher vor allem in ihrer Signalwirkung zu Beginn des langen Vorwahlkampfs: Ein gutes Abschneiden kann Kandidaten wichtigen Rückenwind geben, eine Niederlage kann dazu führen, dass die Parteispenden zurückgehen und Bewerber aufgeben müssen. Die erste große Entscheidung, bei der es um Hunderte Delegiertenstimmen gehen wird, steht am 3. März an. Am sogenannten «Super Tuesday» wird in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten abgestimmt werden.

Die Vorwahlen ziehen sich dann noch bis Juni hin. Anschließend küren beide Parteien ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell. Die Präsidentenwahl ist für den 3. November angesetzt.

ntv


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