Coronavirus-Krise führt zu mehrstündiger Störung des Zugverkehrs über die Alpen

  24 Februar 2020    Gelesen: 908
Coronavirus-Krise führt zu mehrstündiger Störung des Zugverkehrs über die Alpen

Die Coronavirus-Krise hat in der Nacht zum Montag zu stundenlangen Verspätungen im Zugverkehr zwischen Italien, Österreich und Deutschland geführt. 

Nachdem bei zwei deutschen Reisenden in einem Eurocity aus Venedig nach München zwischenzeitlich der Verdacht auf den Erreger aufgekommen war, schlossen die österreichischen Behörden den Zugverkehr über die Brenner-Route. Der Virus-Verdacht bei den beiden Frauen bestätigte sich jedoch nicht, der Zugverkehr wurde wieder freigegeben.

Die Deutsche Bahn (DB) und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) teilten mit, am Montag werde der Zugverkehr über die wichtige Brenner-Route wieder fahrplanmäßig laufen. Es seien "keine weiteren Einschränkungen zu erwarten", kündigte die DB über den Kurzbotschaftendienst Twitter an.
Rund 500 Passagiere in zwei EC-Zügen aus Italien hatten am Sonntagabend stundenlang am Bahnhof Brenner festgesessen. Sie wurden nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA vom Südtiroler Zivilschutz mit Decken und warmen Getränken versorgt.

Die Einreisesperre war vom Bezirkshauptmann von Innsbruck-Land verhängt worden, weil die zwei deutschen Frauen an Bord des EC86 durch Fiebersymptome und starken Husten aufgefallen waren. Sie wurden in Verona im Krankenhaus untersucht, wobei sich der Fehlalarm herausstellte.

Nachdem die beiden Frauen in Verona ausgestiegen waren, setzte der EC mit rund 300 Passagieren seine Reise fort, wurde dann aber am Brenner gestoppt. Von der vorübergehenden Sperre der wichtigen Transitstrecke waren noch andere Züge betroffen, darunter der ebenfalls von Venedig nach München fahrende EC1288.

Nach einigen Stunden teilte der österreichische Innenminister Karl Nehammer dann mit, der Alarm sei vorbei. Von allen in Österreich aussteigenden Passagieren des EC86 sollten nach seinen Angaben jedoch die persönlichen Daten aufgenommen werden.

Italien hatte sich zuletzt zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa entwickelt. Mehr als 150 Ansteckungsfälle wurden dort inzwischen nachgewiesen, mindestens zwei Menschen starben an der Infektion. Ob ein dritter Todesfall ebenfalls auf das Coronavirus zurückzuführen ist, war zunächst noch ungeklärt. Bei der verstorbenen 78-Jährigen war das Virus zwar nachgewiesen worden, doch litt sie an Krebs. Die genaue Todesursache musste noch ermittelt werden.

Die italienischen Behörden hatten am Wochenende drakonische Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen. Elf Städte im Norden wurden abgeriegelt, 52.000 Menschen stehen praktisch unter Quarantäne. Der berühmte Karneval von Venedig wurde vorzeitig abgebrochen. Zentrum der Epidemie in Italien ist die 15.000-Einwohner-Stadt Codogno rund 60 Kilometer südlich von Mailand.
In China wurden unterdessen die wegen des Virus verhängten Reisebeschränkungen ein wenig gelockert. Unter bestimmten Voraussetzungen können Menschen in der Millionenmetropole Wuhan, die dort keinen Wohnsitz haben, die Stadt nun verlassen. Diese Voraussetzungen sind, dass sie keine Symptome der Infektionskrankheit zeigen und keinen Kontakt zu Coronavirus-Patienten hatten. Alle Ausreisewilligen brauchen eine behördliche Genehmigung.

Die Elf-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan gilt als Ausgangspunkt der Epidemie. Sie war am 23. Januar von den Behörden weitgehend von der Außenwelt abgeriegelt worden. Die offizielle Zahl der Todesopfer der Epidemie stieg bis Montag um weitere 150 auf insgesamt 2592, wie die Regierung mitteilte.

Der größte Herd des Virus außerhalb von China ist Südkorea. Dort stieg die Zahl der bestätigten Infektionen bis Montag um weitere 161 auf 763. Ausgangspunkt der meisten Infektionen in Südkorea ist die Shincheonji Church of Jesus. Eine 61-jährige Anhängerin der christlichen Sekte hatte nach Behördenangaben die Virustests zunächst verweigert und war weiter zu Gottesdiensten in der 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt Daegu gegangen.

AFP.com


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