Japans Angst vor dem Virus schützt vor der Grippe

  24 Februar 2020    Gelesen: 986
Japans Angst vor dem Virus schützt vor der Grippe

Zunehmend schützen die Japaner sich mit Gesichtsmasken gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus. Die Angst vor der Infektion hat wohl einen positiven Nebeneffekt: in diesem Winter gibt es in Japan so wenig Grippefälle wie seit langem nicht mehr.

Die Besorgnis über das Coronavirus in Japan wächst. Am Wochenende meldete das Land weitere Infektionen und einen dritten Toten. Rund 840 Personen, darunter mehr als 690 von dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, wurden schon als Virusträger identifiziert. Auch im Inland, unabhängig von der Ballung rund um das Schiff, steigt die Zahl der Fälle und lag zuletzt bei rund 150. Von Hokkaido im Norden bis zu Okinawa im Süden gibt es Infektionsfälle schon in 16 der 47 Präfekturen, Tendenz steigend.

In den Abendnachrichten nimmt der Viren-Ausbruch schon seit Tagen den größten Sendeplatz ein. Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel für die Hände sind ausverkauft. In den Zügen und Straßen der Hauptstadt steigt die Zahl der Japaner, die sich mit den Masken vor einer Ansteckung schützen wollen. Doch ist die Maskenquote noch nicht größer als in einem ganz normalen Winter. Unentwegt trommelt die Regierung, dass die Menschen sich und ihre Umwelt schützen sollen.

Die Unruhe und Angst vor dem gefährlichen Coronavirus sorgt vielleicht für einen überraschend positiven Nebeneffekt. Japan meldete in den ersten Wochen des Jahres eine ungewöhnlich niedrige Zahl normaler Grippeinfektionen. In der ersten Februarwoche gab es rund 45000 Grippefälle. Das sind rund 60 Prozent weniger als vor einem Jahr. Weit weniger Schulen mussten wegen eines Grippeausbruchs zeitweise schließen. Die durchschnittliche Zahl der Grippefälle in 5000 erfassten Krankenhäusern lag in den ersten Wochen des Jahres teils so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Fachleute der Regierung halten es für möglich, dass eine verbesserte Hygiene der privaten Haushalte aus Angst vor dem Coronavirus die Ausbreitung regulärer Grippeviren gedämpft hat.

Einen endgültigen Beleg geben die Statistiken dafür bislang aber nicht her. Eine Schwierigkeit des Vergleichs mit früheren Jahren ist, dass die Grippesaison in Japan in diesem Jahr früher als normal begann. Das könnte nach Einschätzung mancher Fachleute damit zusammenhängen, dass die vielen Besucher während der Rugby-Weltmeisterschaft den Japanern unbekannte Grippeviren ins Land geschleppt hatten.

faz.net


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