Das Motera-Stadion im indischen Ahmedabad ist das größte Cricket-Stadion der Welt. Es war damit wohl gerade groß genug für die Egos des indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi und seines Gastes Donald Trump. Modi hatte eine spektakuläre Show versprochen und dieses Versprechen auch gehalten. „Namaste Trump“ hieß die Veranstaltung, mit der der amerikanische Präsident in Modis Heimatstaat Gujarat am Montag empfangen wurde. Es war die Retourkutsche für den Besuch Narendra Modis im texanischen Houston im vergangenen Jahr unter dem Titel „Howdy Modi“, als 50.000 Menschen der indischen Diaspora den beiden Politikern zugejubelt hatten. Am Montag war die Menschenmenge mit rund 125.000 Teilnehmern aber noch größer. Natürlich wurde das Event auch landesweit und darüber hinaus live im Fernsehen und im Internet übertragen.
Narendra Modi hatte Trump in dem Stadion als „meinen Freund, Indiens Freund“ vorgestellt. Während der nachfolgenden Rede schien der legendär breite Brustkorb des indischen Ministerpräsidenten dann noch einmal anzuschwellen angesichts der Lobeshymne, die Donald Trump auf die „außergewöhnliche Führungsfigur“ hielt. Trump kam dabei auch auf die bescheidene Herkunft des Regierungschefs zu sprechen, der als kleiner Junge einst als „Chaiwala“ Tee ausgeschenkt hatte. Es war der Moment, als Modi mitten in Trumps Rede noch einmal aufstand, um emphatisch dessen Hand zu schütteln. „Alle lieben ihn, aber ich sage Euch eines, er ist sehr tough“, sagte Trump daraufhin, offenbar vom Redetext abweichend. Dann ergänzte er, Modi sei der lebende Beweis, dass Inder mit harter Arbeit und Hingabe alles erreichen könnten.
Es ist auch die sehr unterschiedliche Herkunft, die diese beiden Politiker, die in manchen Kommentaren gern miteinander verglichen werden, voneinander unterscheidet. Zwar stehen beide für eine nationalistische Politik und einen Populismus, zu dem auch eine Art von Ausgrenzung und Abschottung gehört; in Ahmedabad traf in gewisser Weise „Amerika zuerst“ auf „Indien zuerst“. Aber wie am Montag deutlich wurde, benutzen die beiden einander vor allem, um sich vor dem Publikum ihrer eigenen Größe zu vergewissern und ihre Anhänger zu Begeisterungsstürmen zu animieren. Vor allem die „Modi, Modi!“-Rufe waren nicht zu überhören.
Doch inhaltlich wird von diesem Besuch nur wenig erwartet. Zwar stellte Trump in seiner Rede auch den möglichen Abschluss eines Handelsabkommens zwischen Indien und Amerika in Aussicht. Eigentlich hatten beide Seiten gehofft, sie könnten das Abkommen schon jetzt unterschreiben. Doch eine Einigung war im Vorfeld nicht erreicht worden. Auch später in seiner Rede wies Trump deshalb noch einmal darauf hin, was für ein „tougher“ Verhandlungspartner Modi sei. Darüber hinaus kam aber kein kritisches Wort über seine Lippen, und das, obwohl selbst einige Republikaner mittlerweile ihre Sorgen über die Politik der hindunationalistischen indischen Regierung gegenüber Minderheiten äußern.
Stattdessen umschmeichelte Trump seine Gastgeber, indem er Indien als „Wunder der Demokratie“ bezeichnete. Modis Regierung lobte er für ihre Errungenschaften im Kampf gegen die Armut, nur um etwas später auch die Wirtschaft seines eigenen Landes zu preisen, die unter seiner Führung ein „Allzeithoch in der Geschichte unseres Landes“ erlebt habe. Darüber hinaus sagte er Indien Unterstützung gegenüber China zu und kündigte Waffengeschäfte mit Indien in Höhe von mehr als drei Milliarden Dollar an. Und er kam zur Freude Modis auf den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus zu sprechen, in dem beide Länder vereint seien.
Nur in Bezug auf den Nachbarn Pakistan, mit dem Indien über das geteilte Kaschmir streitet, tat Trump dem Inder keinen Gefallen, als er die guten Beziehungen Amerikas zu Indiens Erzfeind lobte. So wie es Modis Art ist, bedankte er sich bei seinem Gast am Ende trotzdem mit einer herzlichen Umarmung. Dann machte sich Trump mit seiner Ehefrau auf den Weg nach Agra, um dort den Taj Mahal, das berühmte Grabmal für die Ehefrau eines muslimischen Mogul-Herrschers, zu besichtigen. Zuvor hatte Trump nach seiner Ankunft in Indien auch schon den Aschram besucht, in dem einst Mahatma Gandhi gelebt hatte. Gandhi stammte wie Modi aus Gujarat. Das Grußwort, das Trump im Gästebuch des Aschrams hinterließ, war bezeichnend, da er darin die Ikone des gewaltlosen Widerstands mit keinem Wort erwähnte. „Für meinen großartigen Freund Premierminister Modi. Danke für diesen wundervollen Besuch“, schrieb Trump in seiner Widmung.
faz.net
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