In einem „abermals chaotischen Jahr“ hat der französische Autohersteller PSA Rekordergebnisse erzielt. Im Kerngeschäft des Autobaus erhöhte er seine bereinigte operative Umsatzrendite von 7,6 auf 8,5 Prozent. „PSA ist heute eines der gewinnträchtigsten und eines der effizientesten Unternehmen der Welt“, verkündete der Vorstandsvorsitzende Carlos Tavares stolz. An der Börse, die durch das Coronavirus abermals belastet war, stieg die PSA-Aktie als einer der wenigen Werte um mehr als 1 Prozent. Auch bei der Tochtergesellschaft Opel-Vauxhall geht es bergauf.
Für sie weist PSA erstmals einen Betriebsgewinn von mehr als 1 Milliarde Euro aus. Die operative Umsatzrendite des deutsch-britischen Herstellers kletterte von 4,7 auf 6,5 Prozent. Tavares dankte dem deutschen Management, das im Hinblick auf den harten Personalabbau „unpopuläre Entscheidungen“ getroffen habe, die sich nun aber auszahlten. „In zwei Jahren haben wir das getan, was 20 Jahre lange versäumt worden war“, sagte Tavares am Rande der Pressekonferenz. Die Restrukturierungen seien „in strikter Absprache mit den Gewerkschaften“ erfolgt und wurden durch PSA mit „bedeutenden Geldsummen“ für Abfindungen begleitet.
„Die Leute konnten unter Bedingungen das Unternehmen verlassen, die ich als human bezeichne. Da müssen wir nicht rot werden“, sagte Tavares. Jetzt sei Opel-Vauxhall „saniert“, das Restrukturierungsprogramm „Pace“ beendet. Der weitere Verlauf „hängt natürlich stark vom Umfeld ab, das wir nicht in der Hand haben. Doch wir sind jetzt in einer angenehmeren Lage als zuvor. Die deutschen Hersteller müssen schwierige Maßnahmen ankündigen. Wir glauben für den Augenblick, dass wir das Nötige getan haben“, sagte Tavares.
Coronavirus belastet auch PSA
Für Opel setzt PSA auf neue Märkte wie Russland, Japan, Ecuador und Kolumbien sowie auf neue elektrisch und hybrid betriebene Modelle, vor allem den Corsa und den Grandland X Hybrid 4. Konzernweit hat PSA jetzt zehn elektrifizierte Modelle (als reiner Elektroantrieb oder als Hybrid) im Programm. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der PSA-Flotte sank im vergangenen Jahr bei Personenwagen von rund 117 auf 106 Gramm; für 2021 schreibt die Europäische Union einen Wert von 95 Gramm vor. Bei den leichten Nutzfahrzeugen ging der PSA-Ausstoß von 142 auf 136 Gramm zurück. Im Jahr 2025 will PSA alle seine Modelle in einer elektrifizierten Version anbieten.
Der Automarkt bleibt jedoch schwierig, das zeigt sich etwa am Konzernumsatz, der im vergangenen Jahr nur um 1 Prozent auf knapp 75 Milliarden Euro stieg. PSA-Tavares kommt es indes nicht auf Volumen an, sondern vor allem auf den Gewinn. Bei diesem Posten kann er viel bieten. Der Nettogewinn erhöhte sich 2019 um 9 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.
Premiummarke kommt gut an
Neben dem Autogeschäft trugen dazu auch das Bankgeschäft bei, das PSA zusammen mit Santander und der BNP Paribas betreibt. Die PSA-Konzerngewinne steigen jetzt schon seit sechs Jahren. 2013 lag die operative Umsatzrendite im Konzern noch bei minus 2,8 Prozent, jetzt erreicht sie den im Branchenvergleich hohen Wert von 8,5 Prozent. Die Wende gelang nach Aussagen von Tavares durch einen Mix aus Kosteneinschnitten und der Hinwendung zu höherwertigen Modellen. Dafür steht auch die Premiummarke DS, die ihre Verkäufe im vergangenen Jahr um 16 Prozent erhöhte. Der DS7 Crossback gilt heute als Frankreichs zweiterfolgreichste Marke im hochpreisigen Segment.
Das jüngste Zahlenwerk enthält jedoch auch einige Schwachstellen: So kommt PSA in China überhaupt nicht voran. Die beiden Gemeinschaftsunternehmen sorgten dort im vergangenen Jahr für Verluste. Zudem litt PSA unter der Wirtschaftskrise in Argentinien sowie unter der Blockade des iranischen Marktes. Den Ausblick auf das Jahr 2020 verdunkelt das Coronavirus. Die PSA-Werke in China sind weiter geschlossen. Für den europäischen Markt rechnet der französische Hersteller mit einem Rückgang von 3 Prozent und für Russland mit einem Minus von 2 Prozent. Lateinamerika dagegen werde sich stabil entwickeln, hofft PSA.
faz.net
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