“Das Umfeld für einen Verkauf oder Börsengang sehe ich in Anbetracht der aktuellen Umstände, zum Beispiel des Brexits, weiterhin schwierig”, sagte Lühmann am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Trennung von der internationalen Nahverkehrstochter müsse dem Staatskonzern aber Gewinn bringen. “Ein Verkauf von Arriva darf kein Verlustgeschäft sein”, machte Lühmann deutlich, die auch im Aufsichtsrat der Bahn sitzt. Zuletzt hatte das Unternehmen mit einem Buchwert von knapp zwei Milliarden Euro in der Bilanz der Bahn gestanden.
Nach Informationen aus Aufsichtsrats- und Konzernkreisen hat Bahnchef Richard Lutz den für das erste Halbjahr geplanten Börsengang von Arriva verschoben. “Es wird voraussichtlich auch bis Jahresende schwierig”, hatte ein Konzernvertreter Reuters gesagt. Nachdem bereits der Komplettverkauf von Arriva an Investoren gescheitert war, hatte Lutz einen Börsengang ab Mai ins Auge gefasst. Zuletzt hatte Arriva aber die Lizenz für das Streckennetz “Northern Rail” verloren. Zudem verunsichert der Brexit potenzielle Investoren.
Arriva mit Sitz in Großbritannien war 2010 von der Bahn gekauft worden. Das Unternehmen erzielt mit über 50.000 Mitarbeitern europaweit einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro.
LÜHMANN - SCHENKER SOLL TEIL DES BAHN-KONZERNS BLEIBEN
Die hochverschuldete Bahn braucht trotz milliardenschwerer Zuwendungen des Staates im Zuge des Klimapakets dringend Geld. So ist auch die Debatte über einen Verkauf der internationalen Speditionstochter Schenker wieder aufgeflammt. “Aus Sicht der SPD soll Schenker weiterhin Teil des Gesamtkonzerns bleiben”, sagte Lühmann. Es müssten aber Synergieeffekte mit der Schienensparte DB Cargo gehoben werden.
Verkehrsminister Andreas Scheuer will in diesem Frühjahr zu einem Bahngipfel laden, auf dem solche Strukturfragen zusammen mit Verbänden und der Opposition diskutiert werden sollen. Aus der Union sowie von FDP und Grünen kamen bereits Forderungen nach einer Aufspaltung der Bahn in eine operative Verkehrsgesellschaft und das Schienennetz. Dem erteilte Lühmann eine Absage: “Eine abermalige Debatte zur Trennung von Netz und Betrieb bringt das System Schiene nicht weiter”, sagte sie. Stattdessen sei eine Satzungsänderung für das Staatsunternehmen sinnvoll, damit der Konzern stärker auf das Gemeinwohl verpflichtet werde.
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