Warum sich Hernández bei Bayern schwer tut

  06 März 2020    Gelesen: 803
  Warum sich Hernández bei Bayern schwer tut

Für 80 Millionen Euro wechselt Weltmeister Lucas Hernández zum FC Bayern. Der Fußball-Bundesligist erwartet einiges - und wird enttäuscht. Verletzungen bremsen den 24-Jährigen, er zeigt aber auch eklatante Schwächen. Trainer Hansi Flick hat für ihn derzeit nur einen Platz auf der Bank.

Er ist Weltmeister, er ist der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte, und doch spielt Lucas Hernández beim FC Bayern dieser Tage keine allzu große Rolle. Seit seinen beiden schwereren Verletzungen kommt der Abwehrspieler nur noch sporadisch zum Einsatz. Das dürfte sich auch in den nächsten Wochen kaum ändern. Die ebenso aktuelle wie akute Misere des Franzosen bahnte sich bereits Ende September 2019 an. Trotz seines noch im März operativ behobenen Knieschadens stand der Neuzugang an den ersten sechs Spieltagen dieser Saison fünf Mal in der Startformation.

So auch beim Gastspiel in Paderborn. Gegen den Tabellenletzten legte der Linksfuß als Außenverteidiger allerdings einen sehr wackeligen Auftritt hin und wurde zur Pause ausgewechselt - für einen gewissen Alphonso Davies, dessen Stern noch gar nicht richtig aufgegangen war. Für Hernández dagegen war es der Beginn einer Talfahrt, die sich bis heute nur mühselig stoppen lässt. Ende Oktober verletzte sich der Verteidiger am Sprunggelenk, musste binnen eines halben Jahres zum zweiten Mal operiert werden und fiel schlussendlich drei Monate lang aus.

In der Zwischenzeit stabilisierte sich der FC Bayern unter Neu-Trainer Hansi Flick. Als Hernández aus seiner Verletzungspause zurückkehrte, war sein Stammplatz futsch. Der Grund: Die Münchner Defensive funktioniert auch ohne ihren 80-Millionen-Mann. Benjamin Pavard entwickelte sich zur Konstanten, Jérôme Boateng legte sein Formtief ab, David Alaba löste seine neue Aufgabe in der Innenverteidigung souverän und der erfolgreich zum Linksverteidiger umfunktionierte Alphonso Davies verzückt den Rekordmeister ohnehin. Kurzum: Hernández wurde nicht vermisst.

Statistiken sprechen für Hernández

Blickt man nur auf die Zahlen, steht der Franzose seinen Konkurrenten in Nichts nach - im Gegenteil. Mit einer Zweikampfquote von 64 Prozent ist er in dieser Kategorie der beste Bayern-Verteidiger. Kimmich (57), Boateng (55) und Alaba (49) fallen dagegen teilweise deutlich ab. Auch seine Passquote von 88 Prozent kann sich im Vergleich mit Alaba, Boateng (jeweils 90) und Kimmich (85) durchaus sehen lassen.

Doch Statistiken alleine reichen nicht aus, um sich im Star-Ensemble des Rekordmeisters einen Stammplatz zu verdienen. Es sind besonders Hernández' Ungestüm und seine Schwächen im Spielaufbau, die auf dem Platz zu selten einen abgeklärten Eindruck vermitteln. Seit seiner Rückkehr vor vier Wochen weiß der 24-Jährige nur bedingt zu überzeugen. Beim 4:1-Sieg gegen den 1. FC Köln wurde der 17-fache französische Nationalspieler zur Pause eingewechselt und avancierte als rechter Innenverteidiger gleich zum großen Unsicherheitsfaktor.

Neuer verteidigt Hernández

Kapitän Manuel Neuer versuchte anschließend, die durchwachsene Leistung seines Vordermannes zu relativieren: "Seine Stammposition ist der linke Innenverteidiger, also war es nicht leicht für Lucas - das weiß jeder." Das überrascht, schließlich könnte man von einem 80 Millionen Euro teuren Abwehrspieler durchaus eine gewisse Beidfüßigkeit erwarten. Zumal bei zwei Rechtsfüßern in der Innenverteidigung eine solche Diskussion nur selten aufkommt, zwei Linksfüßer dagegen eine Achillesferse zu sein scheinen.

Hernández kommt folglich also nur für die beiden linken Positionen in der Münchner Viererkette infrage. Das Problem: An Davies als Linksverteidiger führt momentan schlicht kein Weg vorbei. Flick entschied sich zudem mehrfach gegen die Option, Alaba halbrechts aufzustellen, um so Hernández als linken Innenverteidiger aufzubieten. Stattdessen beorderte der Trainer seinen zentralen Mittelfeldspieler Joshua Kimmich zurück in die Viererkette - zuletzt im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Schalke.

Flick vertraut seinem Team - ohne Hernández

So oder so, Hernández blieb zuletzt auf der Strecke. Der Franzose ist in der Innenverteidiger-Hackordnung mittlerweile auf Platz vier abgerutscht. Flick betonte zuletzt immer wieder, "wenig verändern" zu wollen, damit "die Abläufe und Automatismen zum Tragen kommen" - schlechte Karten also für Hernández. "Lucas muss Step by Step zu seiner Höchstform kommen", erklärte der Trainer vergangene Woche.

Das sei in der aktuellen Lage aber gar nicht so einfach, zumal der bis 2024 an die Bayern gebundene Verteidiger in seiner bisherigen Zeit an der Säbener Straße noch nie richtig fit war. "Deswegen müssen wir gucken, dass wir ihn nicht zu früh oder zu oft ins Rennen schicken", ergänzte Flick. Dennoch wird Hernández am Sonntag (15.30 Uhr im ntv.de-Liveticker) gegen den FC Augsburg aller Voraussicht nach wieder zum Kader gehören. Nahezu alles spricht aber dafür, dass der noch hinter den Erwartungen zurückgebliebene Verteidiger auf der Bank Platz nimmt.

Quelle: ntv.de


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