Deutsche Industrie verzeichnet Rekordeinbruch

  07 Mai 2020    Gelesen: 870
Deutsche Industrie verzeichnet Rekordeinbruch

So stark ist die Produktion seit Beginn der Statistik nicht gesunken: Im März mussten Industrie, Bau und Energie einen Rückgang um 9,2 Prozent hinnehmen - und erwarten nun einen noch tieferen Absturz.

Wegen der Coronakrise haben die deutschen Unternehmen ihre Produktion im März in Rekordgeschwindigkeit gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 9,2 Prozent weniger her als im Vormonat. "Dies ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991", teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Produktion sank damit auch stärker als Volkswirte erwartet hatten.

"Vorhang auf für die Horrorshow", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Produktionsstopps auf der einen Seite und eine kollabierte Nachfrage im In- und Ausland auf der anderen Seite erschütterten die deutsche Industrie in noch nie dagewesenem Umfang. Und das war erst der Beginn." Auch das Bundeswirtschaftsministerium erwartet noch schlimmere Daten für den zurückliegenden Monat: "Es ist von einem nochmals deutlich stärkeren Produktionseinbruch im April auszugehen."

Im März, der in der ersten Hälfte in Deutschland noch weitgehend unbeeinträchtigt von der Coronakrise verlief, stellte die exportabhängige Industrie allein 11,6 Prozent weniger her, wobei die Autobranche sogar um fast ein Drittel einbrach. Auch die Aufträge fielen in Rekordgeschwindigkeit weg: Sie sanken im März um 15,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
Die Industriebetriebe erwarten daher einen noch nie dagewesenen Einbruch ihrer Produktion. Das entsprechende Ifo-Barometer für die kommenden drei Monate stürzte im April um 30 Zähler auf minus 51,4 Punkte. Das ist der tiefste Punkt seit der Wiedervereinigung. "Das Tal der Produktion wird immer tiefer", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe dazu.

Wegen des guten Jahresauftakts im Januar und Februar fiel die gesamte Produktion im ersten Quartal allerdings nur um 1,2 Prozent. "Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. "In den letzten Wochen hat ja insbesondere die Automobilindustrie die Produktion wieder angefahren." Es komme nun darauf an, den Wirtschaftskreislauf möglichst zügig und umfassend zu reanimieren. "Die Entscheidungen in den Bundesländern zeigen, dass die Zeichen eindeutig auf Lockerung stehen, die Infektionszahlen scheinen das zuzulassen", sagte Niklasch.

Da auch die Dienstleister unter den Corona-bedingten Geschäftsschließungen leiden, sagt die EU-Kommission Europas größter Volkswirtschaft den stärksten Konjunktureinbruch der Nachkriegszeit voraus: Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland wird nach Prognose der Brüsseler Behörde in diesem Jahr um 6,5 Prozent einbrechen.

spiegel


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