Erneut Kämpfe um Luftwaffenstützpunkt nahe Tripolis

  09 Mai 2020    Gelesen: 700
Erneut Kämpfe um Luftwaffenstützpunkt nahe Tripolis

Libyens Konfliktparteien kämpfen weiter: Beim Angriff auf einen Luftwaffenstützpunkt bei Tripolis starben laut einem Militärsprecher 15 mit dem Milizenführer Hafter verbündete Kämpfer.

Der Machtkampf in Libyen zwischen dem Milizenführer Khalifa Haftar und der Einheitsregierung von Fayez Sarraj setzt sich fort: Nahe der Hauptstadt Tripolis ist es erneut zu Kämpfen gekommen. Kampfjets der Regierung von Ministerpräsident Sarraj flogen laut einem Militärsprecher Angriffe in der Nähe des Luftwaffenstützpunktes Al-Watija. Der Stützpunkt wird von Haftars Libyscher Nationalarmee (LNA) kontrolliert.

Dem Militärsprecher zufolge wurden bei Angriffen 15 mit Haftar verbündete Kämpfer getötet und sieben ihrer gepanzerten Fahrzeuge zerstört.

Die Truppen der Sarraj-Regierung versuchen derzeit, die Basis wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Regierungskräfte würden an mehreren Fronten vor allem in der Nähe von Al-Watija kämpfen, hieß es. "Ziel dieser Kämpfe ist es, den Stützpunkt zu neutralisieren, damit er nicht mehr für Angriffe auf Zivilisten genutzt wird", teilte die Sarraj-Regierung mit.

Trotz Uno-Waffenembargo senden Länder Waffen und Söldner nach Libyen
In Libyen herrscht seit dem gewaltsamen Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Die Einheitsregierung ist schwach. Haftar hatte vor gut einem Jahr eine Offensive auf Tripolis angeordnet. Der Milizenführer kontrolliert einen Großteil des Ostens und Südens des Landes. Die Truppen der Sarraj-Regierung und verbündete Kräfte beherrschen nur noch einen kleinen Teil Libyens in Raum Tripolis.

In dem Konflikt mischen zahlreiche ausländische Mächte mit. Die Regierung von Sarraj ist mit der Türkei verbündet, während Haftar unter anderem von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Ägypten und Russland unterstützt wird.

Trotz eines bestehenden Uno-Waffenembargos liefern ausländische Akteure Waffen und Kriegsgerät nach Libyen und schicken teils auch eigene Söldner und Soldaten ins Land.

Angriffe auf Residenzen der italienischen und türkischen Botschafter
Ein Militärzentrum der LNA teilte am Freitag mit, Haftars Truppen hätten den Luftwaffenstützpunkt Mitiga in Tripolis angegriffen. Dabei hätten sie "erfolgreich" eine Startrampe für türkische Drohnen getroffen.

In der Nacht zum Freitag waren bei einem Angriff nahe der Residenzen des italienischen und des türkischen Botschafters zudem ein Zivilist und zwei Polizisten getötet worden. Vier weitere Zivilisten seien bei dem Angriff in Tripolis verletzt worden, teilte die Regierung in Tripolis mit. Sie machte Haftars Truppen für die Attacke verantwortlich.

Außenminister Mohammed al-Siala sprach von "kriminellem Beschuss durch Haftars Milizen". Der Beschuss in der Nähe der beiden Residenzen verstoße gegen internationales Recht. Die LNA äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.

Die EU verurteilte die jüngste Serie von Angriffen der Haftar-Truppen. Jeder willkürliche Angriff gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur sei inakzeptabel und verstoße gegen humanitäres Völkerrecht und den Grundsatz der Achtung des menschlichen Lebens, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Namen der EU-Staaten mit.

Ein interner Uno-Bericht kam zu dem Ergebnis, dass maximal 800 bis 1200 Paramilitärs der russischen Söldnerfirma Gruppe Wagner, der Beziehungen zum Kreml nachgesagt werden, in Libyen kämpfen. Darunter sind Experten für Artillerie- und Luftangriffe.

Die Türkei hat eigene Soldaten in Nordlibyen stationiert und brachte verbündete syrische Milizionäre dorthin. Kurz nach der Berliner Libyen-Konferenz im Januar legte einem BBC-Bericht zufolge in der Türkei zudem ein Frachtschiff mit Waffen an Bord ab und fuhr - begleitet von zwei türkischen Fregatten - in Richtung Tripolis.

spiegel


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