Beim Absturz einer Passagiermaschine in der pakistanischen Großstadt Karatschi sind nach Angaben der Behörden mindestens 80 Menschen getötet worden, das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Unklar sei jedoch, ob es sich dabei nur um Passagiere des Airbus A320 der Pakistan International Airlines handelt oder auch um Bewohner der bei dem Absturz zerstörten Gebäude. Die Maschine war am Freitagmorgen in ein dicht besiedelten Wohnviertel der größten Stadt Pakistans gestürzt. Von der Unglücksstelle stieg dichter Rauch auf, der Flugzeugrumpf steckte in den Trümmern mehrstöckiger Gebäude.
Auch die Absturzursache war zunächst unklar. Der Pilot soll kurz zuvor einen Ausfall beider Triebwerke per Funkspruch gemeldet haben. Die Maschine mit rund hundert Menschen an Bord war in Lahore gestartet und auf dem Landeanflug in Karatschi. Innenminister Ijaz Ahmad Shah erklärte, dass die Maschine technische Probleme gehabt habe. Der Pilot habe nach dem Ausfall eines Triebwerks einen Notruf abgesetzt. "Als wir das letzte Mal von dem Piloten hörten, sagte er, er habe ein technisches Problem", sagte der Geschäftsführer der Fluggesellschaft, Arshad Malik, in einem Twitter-Video. "Ihm wurde gesagt, dass zwei Landebahnen frei seien, aber er entschied sich dafür, wieder zu beschleunigen."
Eine Aufzeichnung des Funkverkehrs zwischen Pilot und Tower wurde auf dem Portal "liveatc.net" veröffentlicht, demnach versuchte der Pilot zwei Mal zu landen. Den ersten Versuch brach er ab und versuchte in der Folge erneut, zur Landung anzusetzen. Ein Fluglotse sagt dem Piloten demnach, dass die Maschine offenbar nach links drehe und vom Kurs abkomme. Der Pilot antwortete: "Wir drehen um, Sir, die Triebwerke sind ausgefallen." Der Fluglotse gab zwei Landebahnen für die Maschine frei, ehe der Pilot zwölf Sekunden später einen Notruf absetzte. Erneut sagte der Lotse, dass zwei Landebahnen frei seien. Dann brach die Verbindung ab.
Immer wieder Abstürze in Pakistan
Ein Augenzeuge berichtete laut Reuters, dass das Flugzeug erst einen Mobilfunkmast gerammt habe und dann über den Häusern wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei. Fernsehbilder zeigten schwer beschädigte Häuser, Trümmerteile und schwarze Rauchwolken über der Absturzstelle. Rettungskräfte und Anwohner bargen Opfer aus den Trümmern, Feuerwehrleute löschten Wrackteile.
In Pakistan kommt es immer wieder zu Flugzeug- und Hubschrauberabstürzen. 2016 starben mehr als 40 Menschen, als eine PIA-Maschine im Norden des Landes nach einem Triebwerksschaden in Flammen aufging. Beim bisher schwersten Flugzeugunglück in der Geschichte des Landes kamen 2010 mehr als 150 Menschen ums Leben, als ein Airbus A321 der privaten Fluggesellschaft Airblue beim Landeanflug auf Islamabad in ein hügeliges Gebiet stürzte. Ein Untersuchungsbericht machte damals einen Pilotenfehler für den Absturz verantwortlich.
Nachdem 2012 eine Maschine der privaten Fluggesellschaft Bhoja Air bei schwerem Gewitter in Islamabad abgestürzt war und dabei 127 Menschen gestorben waren, kündigte das pakistanische Verteidigungsministerium an, sämtliche Maschinen privater Fluglinien des Landes einer technischen Inspektion zu unterziehen. Bereits der Absturz 2010 war auf eine private Fluggesellschaft zurückzuführen, Bhoja Air betone jedoch, dass die Maschine sicher gewesen sei.
Die Maschine war nach Angaben des Flugzeugbauers Airbus 2004 in Betrieb genommen und ab 2014 für Flüge der pakistanischen Airline eingesetzt worden. Pakistan International Airlines gehörten bis in die Siebzigerjahre zu den international führenden Fluggesellschaften. Inzwischen leidet die Airline unter häufigen Flugstreichungen, Verspätungen und finanziellen Schwierigkeiten.
spiegel
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