Nirgendwo ist es schlimmer als im Jemen

  03 Juni 2020    Gelesen: 715
Nirgendwo ist es schlimmer als im Jemen

Vier von fünf Jemeniten sind bereits heute auf humanitäre Hilfe angewiesen, Corona verschärft die dramatische Lage in dem Bürgerkriegsland noch weiter. Bei einer Geberkonferenz kommen nun 1,2 Milliarden Euro zusammen - viel zu wenig, um die drohende Katastrophe abzuwenden, warnt die UN.

Kurz vor dem drohenden Aus für einige der wichtigsten UN-Hilfsprogramme im Jemen haben Geberstaaten neue Spenden für das Bürgerkriegsland zugesagt. 30 Staaten kündigten dabei Hilfsgelder in Höhe von umgerechnet rund 1,2 Milliarden Dollar an - das ist gut die Hälfte der bis zum Jahresende benötigten Summe. "Wir können uns nicht zufrieden geben mit dem, was wir heute erreicht haben. Wir müssen weitermachen", sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock zum Ende der Konferenz. 30 der 41 wichtigsten Hilfsprogramme in dem verarmten arabischen Land wäre ohne die Konferenz bereits in wenigen Wochen das Geld ausgegangen.

"Wir hatten noch nie so wenig Geld für Hilfseinsätze im Jemen zu diesem Zeitpunkt im Jahr", sagte UN-Generalsekretär António Guterres zum Auftakt der Videokonferenz. Die Hilfsgelder sollen auch für Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus im Jemen genutzt werden. Der seit mehr als fünf Jahren andauernde Bürgerkrieg hat das Land auf der Arabischen Halbinsel in die schwerste humanitäre Krise weltweit gestürzt. Vier von fünf Menschen benötigen irgendeine Form von humanitärer Hilfe. Allein dieses Jahr sind 110.000 Menschen an Cholera erkrankt, dazu kommen Malaria und Dengue-Fieber. Mit der Ausbreitung des Coronavirus hat sich die Lage weiter verschärft. Das Leben der Jemeniten hänge an einem seidenen Faden, sagte Guterres.

Saudi-Arabien bombt und spendet

Die Geberkonferenz wurde von den Vereinten Nationen mit Saudi-Arabien veranstaltet, das mit Verbündeten seit fünf Jahren Ziele im Jemen bombardiert. Saudi-Arabien will die Huthi-Rebellen zurückdrängen, die vom Iran unterstützt werden und die den Jemen 2014 überrannt hatten. Seit Beginn der Bombardements wurden mehr als 112.000 Menschen getötet, darunter 12.600 Zivilisten bei gezielten Angriffen.

Trotz oder wegen seiner Kriegsbeteiligung geriert sich Saudi-Arabien als das größte Geberland mit Hilfen in Höhe von 500 Millionen Dollar, gefolgt von den USA (225 Millionen Dollar) und Großbritannien (197 Millionen Dollar). Deutschland will dieses Jahr Hilfsgelder in Höhe von 125 Millionen Euro zur Verfügung stellen, wie der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, ankündigte. Das Geld soll etwa für Lebensmittel sowie die Gesundheits- und Wasserversorgung genutzt werden. Bei einer ähnlichen Geberkonferenz in Genf waren im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Dollar zusammengekommen. Auch weil die Länder mit den Auswirkungen des Coronavirus ringen, fiel die Spendenbereitschaft dieses Jahr geringer aus.

Vor der Geberkonferenz kamen nach UN-Angaben nur 15 Prozent der für 2020 benötigten Mittel zusammen. Im Jemen haben sich nach offiziellen Angaben bisher etwa 350 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, etwa 80 Menschen starben daran. Die Zahlen sind aber wenig aussagekräftig, weil kaum getestet wird und die Rebellen im Norden überhaupt keine Corona-Zahlen veröffentlichen. Es gebe aber Hinweise, dass die Corona-Sterblichkeitsrate im Jemen zu den höchsten weltweit zähle, sagte Guterres.

Quelle: ntv.de, jve/dpa


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