Inmitten der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA sorgt im Nachbarland Kanada ein tödlicher Polizeieinsatz gegen eine Ureinwohnerin für Entrüstung. Die Ureinwohner-Organisation Congress of Aboriginal People (CPA) forderte eine unabhängige Untersuchung zum Tod der 26-jährigen Chantel Moore, die am Donnerstag von einem Polizisten erschossen worden war. Untersucht werden müssten auch die "anhaltenden" Vorurteile und der Rassismus gegenüber Ureinwohnern in der kanadischen Polizei und Justiz.
Die 26-jährige Moore wurde in Edmundston in der ostkanadischen Provinz New Brunswick von einem Polizisten erschossen. Ein Verwandter hatte die Polizei gerufen und sie gebeten, nach der jungen Frau zu schauen. Nach Angaben der Polizei bedrohte Moore den Beamten mit einem Messer. Nach Angaben der Familie feuerte der Polizist fünf Schüsse ab, um die junge Frau zu überwältigen.
Moores tragischer Tod habe allen Kanadiern vor Augen geführt, dass die Ureinwohner Kanadas von Polizei und Justiz anders behandelt würden, sagte CPA-Chef Robert Bertrand. Auch die Ureinwohner-Organisation Assembly of First Nations (AFN) forderte zusätzlich zu den bereits eingeleiteten Ermittlungen eine unabhängige Untersuchung zu Moores Tod. "Wie kann ein Hilferuf zu einem Fall für die Gerichtsmedizin werden?", fragte AFN-Chef Perry Bellegarde.
In den USA gibt es seit fast zwei Wochen Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Auslöser war der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch das brutale Vorgehen eines weißen Polizisten in Minneapolis. Der Beamte hatte dem 46-Jährigen bei seiner Festnahme fast neun Minuten lang ein Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl Floyd wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte am Freitag in Ottawa selbst an einer Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt teilgenommen und mit einem Kniefall vor tausenden Demonstranten ein Zeichen gesetzt. Auch in Kanada hätten "viel zu viele" Menschen Angst vor der Polizei, sagte Trudeau. Durch die Ereignisse in den USA sei vielen Kanadiern klar geworden, dass Diskriminierung auch für viele ihrer Landsleute immer noch "gelebte Realität" sei.
Quelle: ntv.de, agr/AFP
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