Weiterer Todesfall bei Polizeieinsatz in USA

  11 Juni 2020    Gelesen: 533
Weiterer Todesfall bei Polizeieinsatz in USA

Der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem Polizeieinsatz löst in den USA heftige Proteste aus. Nun erschüttert ein weiterer Fall das Land. Im Bundesstaat Washington stirbt der 33-jährige Manuel Ellis bei seiner Festnahme. Gouverneur Inslee kündigt eine Untersuchung an.

Im US-Bundesstaat Washington soll der Fall eines Afroamerikaners neu untersucht werden, der Anfang März im Polizeigewahrsam gestorben war. Dies kündigte Gouverneur Jay Inslee an, nachdem ein neues Video des Vorfalls aufgetaucht war. Darin ist nach Angaben eines Anwalts der Hinterbliebenen zu hören, wie der 33-jährige Manuel Ellis bei seiner Festnahme in der Stadt Tacoma mehrfach sagt: "Ich kann nicht atmen."

Die gleichen Worte hatte der Afroamerikaner George Floyd benutzt, der vor zweieinhalb Wochen bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota getötet worden war. Floyds Tod löste zahlreiche Demonstrationen gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt in den USA und anderen Ländern aus.

Die bisherigen gerichtsmedizinischen Untersuchungen zu Ellis' Tod ergaben, dass er an Atemstillstand aufgrund physischer Gewalteinwirkung starb. Die Einnahme von Methamphetamin und eine Herzkrankheit könnten demnach auch zu seinem Tod beigetragen haben. Die Bürgermeisterin von Tacoma, Victoria Woodards, forderte in der vergangenen Woche, strafrechtliche Ermittlungen gegen die vier an Ellis' Festnahme beteiligten Polizisten einzuleiten.

Aufgrund des neu aufgetauchten Videos entschied Gouverneur Inslee nun, dass die Untersuchung zu dem Vorfall nicht in den Händen von Polizei und Staatsanwaltschaft des Verwaltungsbezirks Pierce bleiben soll, in dem Tacoma liegt. Bei diesen Behörden bestehe in dem Fall ein "Interessenkonflikt" erklärte er. Die bisherige Untersuchung werde deshalb gestoppt und eine komplett neue Untersuchung unter Leitung anderer Behörden geführt.

Opfer zeigte kein aggressives Verhalten

Das neu aufgetauchte Video stammt von einer Sicherheitskamera in der Straße, in der Ellis festgenommen worden war. Zuvor war bereits das Video eines Passanten publik geworden, der die Festnahme teilweise gefilmt hatte. Das fast neun Minuten lange Video aus der Sicherheitskamera zeige, dass sich Ellis nicht aggressiv verhalten habe, sagte der Anwalt James Bible, der die Familie des Verstorben vertritt. Laut The Guardian wurde Ellis mit einer Autotür niedergeschlagen und mit Elektroschocks gequält.  Ellis habe mehrfach gesagt: "Ich kann nicht atmen, Sir." Die respektvolle Anrede "Sir" zeige, dass nicht Ellis der Aggressor gewesen sei, sondern die Beamten.

Die vier Polizisten sind derzeit vorläufig vom Dienst suspendiert. Sie sagten, sie hätten den Afroamerikaner festgenommen, nachdem dieser fremde Wagen zu öffnen und darin einzusteigen versucht habe. Ellis habe Widerstand geleistet, weshalb sie ihn durch Gewaltanwendung festgehalten hätten. Der Afroamerikaner starb noch vor Ort.

Quelle: ntv.de, can/AFP


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