Wird der FC Bayern Deutscher Meister?
Wenn die Männer aus München ihren achten Meistertitel in Folge holen wollen, dann müssen sie im schwierigen Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr, alle im ntv.de-Liveticker) natürlich die eigenen Hausaufgaben erledigen. Eine pomadige Leistung wird gegen den Vierten der Tabelle nicht genügen - aber gerade jetzt fallen wohl mindestens drei Stammkräfte aus. Thomas Müller, der seiner Mannschaft im DFB-Pokalhalbfinale eben solch ein "pomadiges" Auftreten bescheinigt hatte, und Robert Lewandowski, normalerweise der unpomadigste Stürmer der Bundesliga, fehlen nach ihren fünften Gelben Karten gesperrt. Serge Gnabry, auch generell eher flink als behäbig unterwegs, muss wohl mit seiner Rückenprellung ein weiteres Spiel aussitzen. Und ob Mittelfeldstratege Thiago nach seinem Bandencrash in der letzten Minute des Pokalspiels gegen Frankfurt schon wieder all seine Sinne beisammen hat, muss auch noch geklärt werden. Ob diese ohnehin "geschlauchte Mannschaft" (wieder Müller) gegen Gladbach bestehen kann?
Aber der FC Bayern strotzt ja derzeit von einer Kaderbreite und -tiefe, um die ihn halb Europa beneidet. Fällt Gnabry aus, ersetzt den Nationalspieler eben Ivan Perisic und erzielt mal eben das wichtige 1:0 im Pokal-Halbfinale. Geschlaucht hin oder her. Die derzeit überragenden Joshua Kimmich, Alphonso Davies und Leon Goretzka - alles wahrlich keine gemächlichen Jungs - dürften den Gladbachern auch so einen schwierigen Abend bereiten. Kingsley Coman ist dazu auch nicht der pomadigste. Normalerweise hat auch die Borussia vom Niederrhein ein paar gänzlich unhölzerne Kicker in ihren Reihen und sie durfte sich unter der Woche immerhin mal ausruhen. Allerdings hat sie auch nur eines der letzten vier Spiele gewinnen können. Ob der Bayern-Schreck (drei Siege in den letzten fünf Duellen gegen die Münchner: Im Hinspiel gab es einen 2:1-Sieg, in der letzten Partie in der Allianz-Arena watschte man die Bayern gar mit 3:0 ab) also auch diesmal wieder zuschlagen kann?
Nun, im Netz zeigte die Borussia schon mal, wie es geht und bewies unter der Woche klare Kante, als ein Anti-Rassismus-Video einen Schwall rechter Hetze in der Kommentarspalte abbekam. "Diese Rassisten und Hetzer werden wir auf unseren Social-Media-Kanälen zukünftig noch rigoroser sperren. Wir behalten uns vor, jeden Einzelfall nachzuverfolgen, zu prüfen und gegebenenfalls rechtliche Schritte einzuleiten und/oder Hausverbote auszusprechen. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum", teilte der Verein mit. Zum Glück so gar nicht pomadig, diese starke Reaktion. Tipp: Für einen weiteren Sieg bei den Bayern reicht es trotzdem nicht, die Münchner gewinnen auch ein wenig geschlaucht mit 2:1
Oder wahrt der BVB die letzte Mini-Minichance auf den Titel?
Verhindern kann die nächste Bayern-Meisterschaft nur noch der BVB, auch wenn es für die Borussia natürlich nur noch um Platz zwei geht. Aber immerhin: Pomadig treten die Dortmunder seit dem Restart so gar nicht auf - außer in der wegweisenden Partie gegen die Münchner. Der BVB fing sich seit dem Ende der Corona-Pause erst zwei Gegentore. Trainer Lucien Favre hat es geschafft, eine starke Balance zwischen Angriff und Abwehr herzustellen. "Eine stabile Mannschaft ist sehr wichtig", sagt er auf der BVB-Pressekonferenz am Donnerstag. Und im Spiel gegen Düsseldorf (Samstag, 15.30 Uhr), sorry Fortuna, wird wohl auch Top-Stürmer Erling Haaland wieder auf Torejagd gehen. Favre bestätigte: "Er hat im Training alles gemacht. Es geht sehr gut für ihn." Auch Kapitän Marco Reus darf nach vier Monaten Pause immerhin wieder am Mannschaftstraining teilnehmen, aber für das Düsseldorf-Spiel ist er wohl keine Option: "Wir hoffen, dass er so schnell spielen kann, wie es geht", so Favre. Doch der BVB plant mit Reus eher für die neue Saison.
Auch Düsseldorf ist seit dem Restart in guter Form, hat nur ein Spiel verloren - und das war gegen die Bayern. Aber dafür gelang auch nur ein einziger Sieg. Und der Druck ist ungleich höher auf der Fortuna-Seite. Verlieren die Männer von Uwe Rösler gegen den BVB und gewinnt Werder gleichzeitig in Paderborn, könnten sie auf einen direkten Abstiegsplatz zurückfallen. Ob Düsseldorf das mutige Spiel Röslers auch gegen die technisch starken und schnellen Borussen durchzieht und weiter so offensiv und hoch verteidigen wird? Tipp: Sorry München, ihr müsst euch noch ein wenig gedulden mit der Meisterfeier: 3:1 für den BVB
Was passiert im Abstiegsknaller?
Mehr Abstiegskampf geht nicht. Paderborn gegen Bremen (Samstag, 15.30 Uhr), das ist: Platz 18 gegen 17. Mickrige 20 Pünktchen gegen nicht viel bessere 25. Der zweitschlechteste Angriff und die zweitschlechteste Abwehr der Liga gegen das jeweils schlechteste Pendant. Wer hier verliert, ist quasi abgestiegen. Auch wenn Bremens Geschäftsführer Frank Baumann mal wieder kein Endspiel in der Partie erkennen will und dem "Kicker" sagt: "Das Spiel ist brutal wichtig. Aber auch danach sind noch neun Punkte zu vergeben." Aber von diesen neun Punkten fallen mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit schon mal drei am nächsten Spieltag an die Bayern ab und somit ist es ein Endspiel für die Männer von der Weser - bei dem sie immerhin wieder auf die beiden Torjäger Claudio Pizarro und Niclas Füllkrug zurückgreifen können, wenn auch wohl nur für sehr kurze Einsätze zunächst. Werders Linksverteidiger Ludwig Augustinsson zieht das richtige Fazit: "Wenn du in der Liga bleiben willst, musst du diese Spiele gewinnen." Und Coach Florian Kohfeldt erklärt: "Es geht jetzt nackt um die Punkte!"
Für den SC Paderborn könnte in dieser Partie der Abstieg sogar bereits faktisch besiegelt werden. Gewinnt Werder und zeitgleich auch Düsseldorf gegen den BVB, ist der Relegationsplatz nicht mehr einzuholen. Ein wenig Hoffnung könnte das 1:1 vom vergangenen Spieltag gegen RB Leipzig machen. Trainer Steffen Baumgart sagt deshalb offensiv: "Wir wollen, müssen sogar vielleicht, gegen Bremen gewinnen." Das "vielleicht" kann er getrost streiten. Ein Punkt würde dem Tabellenachtzehnten kaum weiterhelfen. Das Problem in Baumgarts Überlegungen: In den vergangenen zehn Spielen gab es keinen einzigen Sieg. Tipp: So bleibt es auch diesmal, in einer ängstlichen Absteiger-Partie trennen sich die Mannschaften 1:1, was niemandem weiterhilft
Was ist sonst noch los?
TSG Hoffenheim - RB Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr): Viel Aufregung gab es vergangene Woche um den angeblich fixen Wechseln von Timo Werner zum FC Chelsea, passiert ist an der Front bisher nichts weiter. Angeblich soll nun seine Ausstiegsklausel (etwa 53 Millionen Euro) doch nicht Mitte Juni, sondern am 15. Juli auslaufen. Der Nationalstürmer kann also weiterhin beruhigt auf Torejagd gehen, um den Sachsen einen Champions-Leauge-Platz zu sichern. Weil Gladbach bei den Bayern ranmuss, könnten sich ein Sieg in Sinsheim und dann sechs Punkte Abstand extra süß anfühlen. Allerdings hat Hoffenheim nun auch seit vier Spielen eine gewisse Konstanz gefunden und nicht mehr verloren. Blöd nur, dass man nun wieder im heimischen Stadion antreten muss, wo man diese Saison schon acht Mal verloren hat. Dafür könnte Torjäger Andrej Kramaric endlich mal wieder in der Startformation stehen und den Leipzigern das Leben ungleich schwerer machen. Tipp: Kramaric trifft auch, aber einmal zu wenig - 1:2
Hertha BSC - Eintracht Frankfurt: Frankfurt kämpfte sich im Pokalhalbfinale nach einer ersten Hälfte, die im Desaster hätte enden können, zurück ins Spiel. Wie viel Kraft dieser Fight gekostet hat, wird sich am Samstag gegen die Berliner zeigen. Eigentlich können beide Teams aber befreit aufspielen: Tabellarisch geht weder nach unten noch nach oben viel. Das fällt es auch nicht so schwer ins Gewicht, dass für die Hertha Matheus Cunha wohl weiterhin wegen einer Gehirnerschütterung nicht auflaufen kann und nun auch Javairo Dilrosun wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel für den Rest der Saison ausfällt. "Alle Spieler müssen für die Verletzten mit in die Bresche springen", sagte Coach Bruno Labbadia auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. In die Bresche springen kann auch Frankfurt bekanntermaßen ganz gut, es könnte also ein interessantes Spiel werden. Tipp: 3:2
1. FC Köln - Union Berlin: Vergangenes Wochenende sorgte Union Berlin mit einem Haufen am Stadionzaun jubelnder Fans für einige Diskussionen. Auswärtsfans nach Köln werden die Köpenicker wohl aber nicht im Gepäck haben. Dafür aber wahrscheinlich drei Zähler: Die letzten vier Auswärtsspiele hat Union allesamt in den Sand gesetzt. Passiert das gegen den Effzeh noch einmal, rücken die Abstiegsränge wieder bedrohlich nahe. Nur vier Zähler trennen die Berliner derzeit vom Relegationsplatz. Die Kölner haben drei Punkte mehr auf dem Konto und wollen endlich den ersten Geisterspiel-Sieg einfahren. Hoffnung setzen sie dabei vor allem in ihre derzeit treffsicheren Stürmer Anthony Modeste und Jhon Córdoba. Leider trifft Letzterer dieses Saison so viel, dass nun wohl sogar der SSC Neapel die Fühler nach im ausgestreckt hat. Tipp: Córdoba gibt erneut ein gutes Zeugnis ab und trifft - 1:0 für Köln
VfL Wolfsburg - SC Freiburg (alle Samstag, 15.30 Uhr): Dieses Spiel können die Wölfe eigentlich nur verlieren. So will es das Gesetz. In atemberaubender Beständigkeit verliert Wolfsburg nun immer das Spiel nach einem Sieg, um dann aber erneut direkt zu gewinnen. Gute Nachrichten also für die Freiburger, dass die Mannschaft von Oliver Glasner gegen Werder Bremen am vergangenen Sonntag doch noch spät den Siegtreffer erzielte. Die Breisgauer selbst wollen nämlich dahin, wo der VfL steht. Also nicht zur beständigen Unbeständigkeitsserie, sondern auf den sechsten Tabellenplatz, der die Tür nach Europa öffnet. Mit einem Sieg würde das Team von Christian Streich bis auf einen Punkt heranrücken - vor der Saison hätte das niemand gedacht. Andererseit könnte der VfL Wolfsburg, so der denn die Serie brechen und gewinnen sollte, einen Matchball im Kampf ums europäische Geschäft landen. Gewonnen haben beide Mannschaften ohnehin schon unter der Woche, den das Pokalfinale mit Bayern und Bayer bedeutet, dass auch Platz sieben für Europa genügt. Tipp: Insofern brauchen sich beide Teams gar nicht zu zanken und trennen sich fair mit 2:2
FSV Mainz 05 - FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr): Der erste Sieg nach zuvor fünf sieglosen Spielen hat Mainz wichtige Zähler im Abstiegskampf eingebracht - und dürfte für den nötigen Aufwind vor der Partie gegen Augsburg sorgen. Ein weiterer Dreier am Sonntag ist aber fast schon überlebenswichtig, denn an den restlichen drei Spieltagen warten Dortmund, Bremen und Leverkusen. Der FCA steht nur ein Pünktchen besser da und hat nur eines der vergangenen zehn Bundesligaspiele gewinnen können. Auch Zahnpasta-Einkäufer und seines Zeichens ebenfalls Cheftrainer Heiko Herrlich sorgt wieder für Ärger: Nachdem Augsburg gegen Köln am letzten Wochenende einen rechtmäßigen Elfmeter nicht zugesprochen bekam, sprach der Coach von einem "Skandal" und legte dem Video-Schiedsrichter wegen seinem nah an Köln gelegenen Wohnort mangelnde Objektivität nahe. Der DFB verzichtete unter der Woche zwar auf eine Ermittlung, aber Herrlich fing sich eine heftige Schelte von Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich ein. Tipp: Gewinnen haben beide Teams derzeit nicht so drauf, 1:1
FC Schalke 04 - Bayer Leverkusen (Sonntag, 18 Uhr): Die Werkself hat endlich mal wieder die Chance auf einen Titel und wird nun alles dafür tun, um endlich den Vizekusen-Fluch vergessen zu machen und den DFB-Pokal zu gewinnen. In der Liga gibt es für die Werkself aber ebenfalls noch Wichtiges zu erringen: einen Champions-League-Platz. Punktgleich mit Gladbach liegt man derzeit auf Rang fünf - und hofft nun, mit dem Final-Wind in den Segeln, von einem Patzer des Konkurrenten in München profitieren zu können. Schalkes Segel hängen derweil seit Wochen schlaff herunter, absolute Flaute herrscht in Gelsenkirchen. Immerhin holten die Knappen nach vier Niederlagen in Folge bei Union Berlin mal wieder einen Punkt. Aber gerettet wird die Saison so nicht. Ein Kader-Umbruch könnte zur nächsten Saison die Folge sein, diese Woche wurde oftmals der Name Benedikt Höwedes, der jüngst seinen Vertrag mit Moskau wegen der Corona-Krise auflöste, mit den Schalkern in Verbindung gebracht. Tipp: Ob Höwedes wirklich eine Hilfe für den Neuaufbau wäre, sei dahingestellt, weil Schalke auch ohne ihn gegen Leverkusen verliert - 0:2
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Christian Streich ist einer der charismatischsten Trainer der Bundesliga. Ich möchte ihm ganz herzlich zu seinem 55. Geburtstag heute gratulieren und mich gleichzeitig schon einmal entschuldigen, dass wir am Samstag kein Geschenk überreichen werden." (Trainer Oliver Glasner vom VfL Wolfsburg über den Trainer des nächsten Bundesliga-Gegners SC Freiburg)
Quelle: ntv.de
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