Deutscher Professor soll in den USA degradiert werden

  13 Juni 2020    Gelesen: 534
    Deutscher Professor soll in den USA degradiert werden

Der deutsche Ökonomie-Professor Harald Uhlig, der an der Uni von Chicago lehrt, wird in den USA heftig kritisiert. Sogar Nobelpreisträger Paul Krugman fordert seine Absetzung. Uhlig hatte zur „Black Lives Matter“-Bewegung getwittert.

Mehrere Wissenschaftler fordern die Absetzung des Professors Harald Uhlig als Chefherausgeber des renommierten „Journal of Political Economy“ (JPE). Uhlig ist Ökonomie-Professor an der Universität von Chicago und lehrt eigentlich zu wirtschaftlichen Fragen.

Doch auf Twitter hatte er sich zuletzt öfter auch zu den „Black Lives Matter“-Protesten geäußert. Seine Kritiker werfen ihm vor, die Bewegung marginalisieren zu wollen, lächerlich zu machen und sogar Parallelen zwischen „Black Lives Matter“ und dem Ku-Klux-Klan gezogen zu haben.

Eingereiht in die Proteste hat sich auch Nobelpreisträger Paul Krugman. „Und noch ein privilegierter weißer Mann, der offenbar seinen Drang, die Sorgen der weniger Glücklichen herabzusetzen, nicht kontrollieren kann“, schrieb er via Twitter. Als Herausgeber des „Journal of Political Economy“ sei Uhlig „ein mächtiger Gatekeeper“, fügte er an, und deutete gewissermaßen an, dass Uhlig dort nicht hingehöre, gar womöglich Minderheiten am Fortkommen hindere.

Der deutschstämmige Ökonom Maximilian Auffhammer, der an der Universität in Berkeley forscht, hatte gemeinsam mit Justin Wolfers, Professor der Universität von Michigan, und Dutzenden anderen Wissenschaftlern sogar eine Online-Unterschriftenliste gestartet, mit der Forderung, Uhlig als Herausgeber abzulösen.

Protestierende sollten mit Polizei zusammenarbeiten

Was genau hatte Uhlig nun geschrieben? Wolfers hatte die von ihm kritisierten Zitate in einen Thread zusammengefasst. So hatte der Professor beklagt, dass die „Black Lives Matter“-Bewegung sich selbst schade, indem sie fordere, der Polizei die Finanzierung zu entziehen.

Um Plünderungen zu vermeiden, habe Uhlig vorgeschlagen, dass die Protestierenden mit den Behörden bei der Planung zusammenarbeiten sollten. Unverständlich für Wolfers bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt. Uhlig scheine sich mehr für die Plünderungen als für den Rassismus zu interessieren, kritisiert er.

Uhlig störte sich daran, dass ein Bild einer hübschen jungen Frau als Foto von den Protesten in der Zeitung gezeigt wurde. Er fragte nach der Erlaubnis für die Kundgebung, anstatt sich, wie Wolfers meint, lieber um den Rassismus zu kümmern. Wolfers wirft Uhlig zudem vor, eine Debatte über Worte zu entfachen, statt über die Inhalte zu reden. Auch stört ihn, dass den Wissenschaftler offenbar die „White Supremacists“ gar nicht beunruhigen.

Zur Last gelegt wird Uhlig auch ein Blogbeitrag aus dem Jahr 2017. Darin schreibt er, dass Journalisten, die den Kniefall von Footballspielern gegen Polizeigewalt verteidigen, diese auch verteidigen müssten, wenn die Spieler „eine Ku-Klux-Klan-Kutte trügen und die Südstaaten-Flagge schwenkten“.

Die hitzige Diskussion fällt in eine Zeit, in der in den USA bereits einige Menschen ihre Jobs rund um die „Black Lives Matter“-Debatte verloren haben, darunter der Meinungschef der „New York Times“.

Uhlig hat sich für seine Wortwahl inzwischen entschuldigt. Verständnis für beide Lager wiederum äußerte der deutsche Ökonomieprofessor Rüdiger Bachmann, der an der Universität Notre Dame in Indiana forscht und von der „FAZ“ dazu befragt wurde. „Manchmal sollten weiße Männer einfach ihren Mund halten“, sagte er, bezogen auf Uhlig. Er wies allerdings auch darauf hin, dass es sich auch bei Uhligs Kritikern in erster Linie um weiße Männer handelt.

WELT


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