Bayern wird Geister-Meister mit Restrisiko

  16 Juni 2020    Gelesen: 888
  Bayern wird Geister-Meister mit Restrisiko

Vermutlich gewinnt der FC Bayern bei Werder Bremen und ist damit Deutscher Meister - zumindest vorerst. Denn was passiert, wenn die Bundesliga-Saison wegen der Corona-Pandemie nicht zu Ende gespielt wird - niemand weiß es. Gut: Wahrscheinlich ist das nicht.

Was macht der FC Bayern?

Er wird zum achten Mal in Serie Deutscher Meister. Das ist - kein Scherz - eine durchaus kühne Prognose. Zwar sind die Münchner nach dem Spiel gegen Werder Bremen (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) nicht mehr von der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga zu verdrängen (hartnäckigste Theoretiker werden das widerlegen können - ein Nicht-Sieg des FCB ist ihr Stichwort), aber wer weiß denn schon, ob diese skurrile Saison wirklich zu Ende gespielt wird! Zwar verorten viele Menschen die Corona-Pandemie mittlerweile bereits in einer gänzlich anderen Epoche, aber tatsächlich ist es ja so: Das Virus schleicht noch immer durch das reichlich locker gemachte Land! Wo es gerade ist, das soll nun eine Warn-App verraten - was nun wieder für die Münchner Meisterschaft spricht. Denn das Eindämmen hilft bei der Rückkehr zur Normalität. Und die heißt in der Liga eben: Bayern wird Meister.

Nun, so einfach machen es sich die Münchner nicht. Coach Hansi Flick findet warme Worte (das gebietet der Respekt) für Gegner Bremen, der sich am vergangenen Wochenende im Kampf um den Klassenerhalt beim SC Paderborn in eine gewaltige Wir-schaffen-das-(doch-noch)-Euphorie rauschte, aber die Wahrheit ist eben so: Wer eine mittelgroße Summe auf einen Sieg von Werder setzt (Achtung, Glücksspiel kann süchtig machen!), der ist entweder größenwahnsinnig, verzweifelt oder am späten Abend Millionär (Achtung, Glücksspiel kann wirklich süchtig machen!). Tipp: 0:3, Bayern ist (vorerst) offiziell Deutscher Geister-Meister und freut sich samt Thomas Müller offiziell uneingeschränkt auf teure Neuzugänge.

Was macht der SC Paderborn?

Er steigt ab. Aber nicht einfach so. Das wäre ja auch schade. Denn auch wenn die Mannschaft von Steffen Baumgart abgeschlagen Letzte ist, war sie doch oft absolut wettkampftauglich. So hat der tapfere Sportclub in der Hinrunde Borussia Dortmund phasenweise blamiert und auch den FC Bayern, damals noch mit Coach Niko Kovac, hart auf seine Wehrhaftigkeit geprüft. Und das eine oder andere "Feuerwerk" soll auf dem Gang zurück in die Zweitklassigkeit noch gezündet werden. So wünscht es sich Baumgart. "Ich will Charakter von uns sehen. Jedes Spiel soll ein Feuerwerk von uns werden. Wir wollen nicht resignieren, sondern die Saison mit erhobenem Haupt zu Ende bringen. Das erwarte ich jetzt." Erste Station für die pyrofußballerische Abschiedssause: Die Alte Försterei in Berlin-Köpenick. Dort möchte die ansässige Union den ihrerseits überraschenden Klassenerhalt glattziehen. Und der erste Matchball zur Planungssicherheit wurde gemeinhin als besonders einfach bewertet - weil eben der Letzte kommt, Anpfiff ist übrigens um 20.30 Uhr. Tipp: 0:2, Union zittert noch ein bisschen und der SC Paderborn hat zumindest bis Mittwoch - dann wird der zweite Teil des Spieltags ausgetragen - noch theoretische Chancen auf den Relegationsplatz.

Und was ist sonst noch so los?

Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg (18.30 Uhr): Eine Menge Punkte braucht Mönchengladbach noch, wenn es kommende Saison in der Champions League spielen will. Kleiner Spoiler: Sie wollen. Also ruft Trainer Marco Rose "punkten" als Motto für die Spiele bis zum Saisonende aus. Drei sind es noch, neun Punkte also zu verdienen. Doch womöglich reicht selbst das Optimum zur Zielplan-Erfüllung nicht aus, denn die Borussen haben im Kampf um die Königsklasse derzeit knapp das Nachsehen gegenüber Bayer Leverkusen. Mit dem VfL Wolfsburg, der übrigens auch noch eine Menge Punkte braucht, wenn er kommende Saison Europa League spielen will [kleiner Spoiler (II): Sie wollen], kommt aber womöglich die letzte sportliche Turbulenz auf die Gladbacher zu - dann geht's noch gegen Absteiger Paderborn (siehe oben) und gegen die am 34. Spieltag dann mutmaßlich ohne große Ziele spielende Hertha. Tipp: Drei Punkte für die Borussia, alles andere ist egal!

SC Freiburg - Hertha BSC (20.30 Uhr): Sie denken jetzt vielleicht: "Geh mir weg mit diesem Niemandsland-(Geister)-Spiel." Aber da denken Sie falsch! Das Spiel bleibt. Und das völlig zu Recht. Denn es geht schließlich darum, wer unsere Bundesliga in der kommenden Saison in Europa vertritt. Der supercoole SC Freiburg mit seinem unumstößlichen "Ach, einfach sympathisch"-Image oder die supercoole Big-City-und-Big-Money-Hertha, die ja spätestens in ein bis drei Jahren eine amtliche und ansehnliche Titelsammlung präsentieren will. Die solle zwar lieber aus Meisterschale oder Henkelpott (am besten natürlich beides!) bestehen, aber der Pokal für die Europa League ist ja immerhin mal ein Anfang. Und damit sie für das Abstands-Stammtisch-Rudelgucken bestens mit Fachwissen versorgt sind: Die Freiburger haben gute Chancen auf Europa (nur einen Zähler Rückstand auf Rang sieben), die Berliner nur geringe. Tipp: Hertha denkt groß und spielt groß und träumt von Europa und von Wout Weghorst, 0:1.

Wer spielt das beste Phrasenschach? (I)

"Wir haben nichts vorbereitet. Es kann gut sein, dass die Bayern was vorbereiten, aber wir hoffen, dass sie es danach wieder einpacken können." Das sagt Werders Geschäftsführer Frank Baumann zum möglichen Titelgewinn des FC Bayern in Bremen.

Wer spielt das beste Phrasenschach? (II)

"Ich werde nicht 14 Tage mit den Händen oben jubelnd durch die Gegend laufen." Das sagt Trainer Hansi Flick zur bevorstehenden Meisterkür mit dem FC Bayern.

Quelle: ntv.de


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