In den USA geraten im Zuge der antirassistischen Proteste um den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz immer mehr Unternehmen in die Schlagzeilen. Bei der Investmentbank Morgan Stanley macht eine langjährige Gleichstellungsbeauftragte des Geldhauses dem eigenen Unternehmen schwere Vorwürfe - und verklagt die Bank.
In ihrer Beschwerde wirft die ehemalige Managerin Marilyn Booker der Bank vor, Beförderungen von schwarzen Mitarbeitern verhindert und ihre Versuche, die Kreditvergabe an Afroamerikaner anzukurbeln, unterminiert zu haben. Bemühungen von Morgan Stanley, vor dem Hintergrund der derzeitigen Anti-Rassismus-Proteste die Diversität im Unternehmen zu fördern, bezeichnete Booker als scheinheilig.
"Anstatt die eigene Rolle bei der Aufrechterhaltung ungerechter Einstellungspraktiken, Gehaltszahlungen und Beförderungen sowie der Pflege einer toxischen Arbeitskultur und der Diskriminierung von Kunden ernsthaft zu prüfen", habe Morgan Stanley wiederholt darauf verzichtet, "bedeutsame Verbesserungen" bei der Inklusion von Minderheiten vorzunehmen, heißt es in der Klage.
Weißen Golfer statt schwarzen Basketballer ausgewählt
Namentlich wirft Booker unter anderem Unternehmenschef James Gorman Diskriminierung vor. In einem konkreten Fall geht es um die Auswahl eines Markenbotschafters. Für den Posten hatte Booker nach eigenen Angaben einen bekannten Basketball-Spieler vorgeschlagen. Die Unternehmensspitze entschied sich stattdessen für den weißen Profigolfer Justin Rose - laut Bookers Darstellung, weil dieser vor allem bei "männlichen, weißen, wohlhabenden Golfliebhabern" Renommee genieße "und nicht bei den meisten Angehörigen der schwarzen Gemeinschaft und anderer Minderheiten".
Eine Sprecherin der Investmentbank kündigte an, die Klage anzufechten. "Wir weisen die Vorwürfe mit Nachdruck zurück und werden uns in einem angemessenen Forum energisch verteidigen", sagte sie. Morgan Stanley stehe "unverbrüchlich" zu seinem Vorhaben, die Diversität im Unternehmen zu erhöhen. Zugleich räumte die Sprecherin ein, dass "weitere Verbesserungen" bei der Gleichstellung nötig seien.
Booker war 26 Jahre lang bei Morgan Stanley beschäftigt, bevor ihr im Dezember vergangenen Jahres im Zuge einer Umstrukturierung gekündigt wurde. 1994 wurde sie als erste Gleichstellungsbeauftragte des Unternehmens angestellt. Nach der Einsetzung Gormans als Vorstandschef im Jahr 2010 wurde sie in eine andere Abteilung versetzt.
spiegel
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