NRW-Kabinett tagt zum Fall Tönnies

  21 Juni 2020    Gelesen: 544
NRW-Kabinett tagt zum Fall Tönnies

Nach dem schweren Corona-Ausbruch bei Tönnies schaltet sich nun erneut die Landesregierung von NRW ein. Das Kabinett will nach den sehr hohen Fallzahlen die Situation neu bewerten. Die Stadt Verl sperrt derweilen einen ganzen Stadtteil ab.

Das nordrhein-westfälische Landeskabinett beschäftigt sich am Nachmittag in einer Sondersitzung mit dem Corona-Ausbruch bei Tönnies. Die Landesregierung will dabei die Lage erneut bewerten, hatte CDU-Ministerpräsident Armin Laschet angekündigt. Einen regionalen Lockdown hatte er ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Die Reihentestungen der insgesamt 6500 Mitarbeiter auf dem Werksgelände der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück werden fortgesetzt. Bis Samstagmittag waren rund 5800 Proben genommen worden. 3127 Befunde lagen vor: Bei 1029 Beschäftigen wurde das Coronavirus nachgewiesen, in 2098 Fällen war das Ergebnis negativ. 65 Bundeswehrsoldaten helfen bei der Probenentnahme. Wichtiges Thema bleibt die Einhaltung der Quarantäne durch die infizierten Mitarbeiter.

Nach positiven Corona-Tests bei zahlreichen Tönnies-Mitarbeitern hatte die Stadt Verl am Samstag in einem Stadtteil eine Quarantänezone eingerichtet. Mehrere Mehrfamilienhäuser, in denen Werkvertragsarbeiter der Firma Tönnies untergebracht sind, wurden unter Quarantäne gestellt - auch wenn sie nicht zu den Tönnies-Beschäftigten gehören. Der gesamte Bereich wurde mit Bauzäunen abgeriegelt. In den betroffenen Häusern leben in drei Straßenzügen insgesamt knapp 670 Menschen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte angesichts der Corona-Ausbrüche der vergangenen Tage vor möglichen sozialen Konflikten. "Wir dürfen Menschen nicht diskriminieren oder benachteiligen, die zum Beispiel im Niedriglohnbereich unter schlechten Wohnverhältnissen die preiswerte Fleischproduktion in bestimmten Betrieben gewährleistet haben", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Landsberg betonte, man dürfe Menschen, die in beengten Verhältnissen wohnen, keinen Vorwurf machen, weil es dort eher zu Infektionen kommen kann. Hier seien insbesondere die Betriebe gefordert, nicht nur für anständige Löhne und Arbeitsbedingungen zu sorgen, sondern insbesondere auch für Wohnverhältnisse, in denen ausreichende Hygienestandards gewährleistet werden können.

"Wir haben datenschutzrechtliche Probleme"

Clemens Tönnies selbst sah sich am Samstag Anschuldigungen des Kreises ausgesetzt. Auf einer Pressekonferenz hatte der Leiter des Krisenstabs Thomas Kuhlbusch gesagt, das Vertrauen in die Firma Tönnies sei gleich null. Der Fachbereichsleiter Gesundheit beim Kreis berichtete zudem, dass Tönnies bis Freitag Listen der Beschäftigten geliefert hatte, bei denen bei 30 Prozent die Adressen fehlten. Bei Anfragen habe die Firma zögerlich reagiert.

Tönnies wies die Vorwürfe des Landkreises Gütersloh zurück. "Wir haben datenschutzrechtliche Probleme", sagte Tönnies bei einer Pressekonferenz in Rheda-Wiedenbrück. Laut Werkvertragsrecht dürfe das Unternehmen die Adressen der betreffenden Arbeiter nicht speichern, sondern verfüge lediglich über Angaben zum Namen, Geschlecht und Geburtsdatum. Co-Konzernchef Andres Ruff fügte hinzu: "Wir haben alle Daten, die wir hatten, sofort an die Behörden weitergegeben."

Quelle: ntv.de, jru/dpa


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