Fifa-Wahl: Streit um die Glaskabine
Auch die Präsidentenkür, die Frage nach dem Nachfolger Sepp Blatters an der Fifa-Spitze, gestaltet sich zunehmend chaotisch. Fünf Kandidaten gibt es, aber nur der Schweizer Gianni Infantino und Scheich Salman al-Khalifa aus Bahrain haben reelle Chancen. Am Mittwoch tagt der Fifa-Vorstand, am Donnerstag treffen sich die Erdteil-Verbände, dazwischen stehen etliche bilaterale Gespräche und Hinterzimmertreffen an. Und während die beiden Favoriten um letzte Stimmen buhlen und dabei vor allem den 54 Mitgliedern des afrikanischen Kontinentalverbandes erhöhte Aufmerksamkeit zukommen dürfte, planen die Außenseiter diverse Angriffe, zumindest aber Störaktionen.
Beschwerde bei der Wahlkommission
Am klarsten positioniert sich bisher Prinz Ali. Am Dienstag teilte der Jordanier mit, er habe sich an den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) gewandt, um die Wahl verschieben zu lassen. Ali will, dass die Stimmabgabe in gläsernen Kabinen stattfindet - nur so ließe sich verhindern, dass Delegierte per Handy ihre ausgefüllten Stimmzettel abfotografieren, um hernach beweisen zu können, wen sie gekürt haben. Die Wahlkommission lehnte Alis Antrag in der Vorwoche ab, verbot den Delegierten aber, bei der Stimmabgabe ein Handy mitzuführen. Der Cas kündigte eine Entscheidung bis Donnerstagmorgen an. Ein Votum pro Ali ist unwahrscheinlich.
Auch den früheren Fifa-Funktionär Jérôme Champagne bringen die Bedingungen rund um die Wahl in Rage. Er legte bei der Wahlkommission Beschwerde ein: Infantino und Salman würden bevorzugt. Deren Kontinentalverbände, Europa und Asien, erhielten 20 beziehungsweise sieben zusätzliche Akkreditierungen für den Kongress - der Zweck liegt für Champagne auf der Hand: So können die Kandidaten ihre Lobbyarbeit im Kongresssaal in den entscheidenden Stunden selbst direkt am Wähler fortsetzen. Champagne sieht darin einen Verstoß gegen das Fairness-Prinzip. Nach SZ-Informationen will er den Cas anrufen, sofern die Wahlkommission seinen Antrag ablehnt - gemeinsam mit Prinz Ali.