Nach dem Bilanzskandal beim Konzern Wirecard überarbeitet die Deutsche Börse ihr Regelwerk für den Deutschen Aktienindex (Dax). "Das Vertrauen in den Kapitalmarkt hat offensichtlich in den letzten Tagen gelitten. Als Marktplatzbetreiber ist es auch unsere Aufgabe, das Vertrauen in den Kapitalmarkt zu stärken", teilte die Deutsche Börse mit. In den vergangenen Wochen war sie selbst für den Umgang mit Wirecard kritisiert worden.
Nun habe man sich entschlossen, "die Regelwerke unter Einbindung der Regulatoren und die Regeln für die Zugehörigkeit zur Dax-Familie einer vertieften Prüfung zu unterziehen und zu überarbeiten." Die Vorschläge zur Veränderung des Regelwerks würden wie üblich mit den Marktteilnehmern besprochen, erklärte ein Börsen-Sprecher.
Der Kurs der Wirecard-Aktie war nach Bekanntwerden eines Milliardenlochs in der Bilanz abgestürzt, der Zahlungsabwickler mit Sitz in Aschheim bei München hat mittlerweile Insolvenz angemeldet.
Ein Rauswurf aus dem Kreis der 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex droht Wirecard erst im Herbst. Nur im Falle einer Abwicklung oder einer Abweisung des Antrags auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens muss ein Unternehmen nach den derzeitigen Regeln "umgehend" aus einem Auswahlindex herausgenommen werden.
Die Deutsche Börse überprüft regelmäßig die Zusammensetzung ihrer Aktienindizes. Maßgeblich für die Zugehörigkeit zum Kreis der 30 Dax-Konzerne sind Börsenumsatz (Handelsvolumen) und Börsenwert (Marktkapitalisierung) eines Unternehmens.
Wirecard hatte im September 2018 im Dax den Platz der Commerzbank übernommen. Nächster regulärer Überprüfungstermin der Zusammensetzung der Aktienindizes der Deutschen Börse ist der 3. September 2020.
spiegel
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