Duda nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen knapp vor Trzaskowski

  13 Juli 2020    Gelesen: 635
Duda nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen knapp vor Trzaskowski

Die Tendenz der Prognosen bestätigt sich: Polens Präsident Andrzej Duda kann nach der Stichwahl gegen seinen liberalen Herausforderer Rafal Trzaskowski auf eine weitere Amtszeit hoffen.

Die Überraschung bleibt wohl aus: Bei der Präsidentschaftswahl in Polen liegt der nationalkonservative Amtsinhaber Andrzej Duda laut offiziellen Teilergebnissen vor seinem liberalkonservativen Herausforderer Rafal Trzaskowski. Wie die Wahlkommission am Montagmorgen mitteilte, kam Duda nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen bei der Stichwahl am Sonntag auf 51,2 Prozent, auf Trzaskowski entfielen demnach 48,8 Prozent. Demnach fehlen derzeit noch die Zählprotokolle aus fünf Wahlkreisen. Das offizielle Ergebnis wird im Laufe des Montags erwartet. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hieß es, die noch nicht ausgewerteten Stimmen würden das Ergebnis nicht mehr maßgeblich ändern.

Die Stichwahl war bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Prognosen nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend sahen Duda bereits knapp vorn. Der Vorsprung war jedoch zu dünn, der tatsächliche Ausgang der Wahl blieb in der Nacht offen. Ein Wahlsieg Dudas dürfte die Vormachtstellung der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die ihn unterstützt, weiter festigen.

Duda hatte schon am Sonntagabend vor Anhängern gesagt: "Ich bin glücklich über meinen Sieg." Er räumte aber im selben Atemzug ein, dass seine Freude nur auf den Wählerbefragungen beruhte. Trzaskowski sagte zu seinen Anhängern, "wahrscheinlich nie" zuvor sei der Ausgang einer polnischen Präsidentenwahl derart knapp gewesen.

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 28. Juni war Duda auf 43,5 Prozent der Stimmen gekommen, Trzaskowski auf 30,4 Prozent. Trzaskowski hatte für einen Sieg in der Stichwahl auf Wähler gesetzt, die in der ersten Runde noch für andere Oppositionskandidaten gestimmt hatten.

67,9 Prozent Wahlbeteiligung trotz Coronakrise
Die Beteiligung an der Stichwahl fiel mit 67,9 Prozent vergleichsweise hoch aus. Trotz der Corona-Pandemie hatten sich vor den Wahllokalen lange Schlangen gebildet. Die Wähler wurden aufgefordert, Masken zu tragen, sich die Hände zu desinfizieren sowie Rentnern, Schwangeren und Wählern mit Kindern den Vortritt zu lassen.

Duda hat vor allem im ländlichen Raum, in Kleinstädten und im Osten des Landes viele Anhänger, während Trzaskowski breite Unterstützung in den größeren Städten und im Westen des Landes nahe der Grenze zu Deutschland hat.

Ursprünglich war die Wahl für Mai angesetzt gewesen - zu einer Zeit, als Duda in den Meinungsumfragen noch einen deutlichen Vorsprung hatte. Wegen der Pandemie und verfassungsrechtlicher Bedenken wurde die von der PiS damals als reine Briefwahl geplante Abstimmung jedoch verschoben. Dudas Beliebtheitswerte sanken seitdem erheblich. Das liegt auch an der wirtschaftlichen Lage in Polen seit der Coronakrise: Erstmals seit Ende des Kommunismus ist das Land in eine Rezession gerutscht.

  spiegel


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