In Bulgarien halten die Proteste gegen die Regierung von Ministerpräsident Bojko Borissow an. Bereits am Wochenende und am Montag waren Tausende durch die Straßen gezogen. Am Dienstagabend dann ist es bei Demonstrationen in der Hauptstadt Sofia zu Ausschreitungen gekommen: Einige Protestierende versuchten, in die frühere Zentrale der früheren kommunistischen Staatspartei einzudringen, wo jetzt Arbeitsräume der Parlamentsabgeordneten untergebracht sind.
Die Protestierenden schlugen die Eingangstür ein, wurden aber von der Polizei gestoppt, sodass sie nicht in das Gebäude gelangen konnten. Sechs Demonstranten wurden festgenommen, wie der Vizepolizeichef von Sofia, Anton Slatanow, in der Nacht zum Mittwoch mitteilte.
Die Demonstrierenden fordern den Rücktritt von Regierungschef Borissow und Generalstaatsanwalt Rumen Geschew. Die oppositionellen Sozialisten (Ex-KP) wollen am Mittwoch einen Misstrauensantrag gegen die Regierung einreichen - wegen angeblicher Korruption im Parlament. Sie riefen die Bulgaren auf, zu einem Protest vor dem Parlamentsgebäude zu kommen, um ihren Vorstoß zu unterstützen. Die Abstimmung wird voraussichtlich in der kommenden Woche stattfinden. Alle bisherigen Misstrauensabstimmungen wurden von der Regierungsmehrheit abgelehnt.
Ministerpräsident Borissow hatte bereits am Wochenende erklärt, seine Regierung werde im Amt bleiben. Auch Finanzminister Wladislaw Goranow und Verteidigungsminister Krassimir Karakatschanow bekräftigten am Dienstag, die Regierung werde nicht zurücktreten. Die nächste reguläre Parlamentswahl wäre im März 2021.
Die Ausschreitungen waren der sechste Protest in Folge. Dabei wurden auch zwei Sprengkörper geworfen, die zwei Demonstranten verletzten. Protestteilnehmer warfen nach Darstellung der Polizei Flaschen mit Aceton und Dosen mit roter Farbe. Dabei wurden zwei Polizisten verletzt. Vizepolizeichef Slatanow machte "Provokateure" für die Randale verantwortlich.
Ein starkes Polizeiaufgebot verhinderte eine weitere Eskalation der Gewalt. Die Demonstranten riefen in Sprechchören immer wieder "Mafia!". Ihre Proteste wollen sie fortsetzen.
sputniknews
Tags: